– Flucht aus der Ukraine
Lücken füllen, wenn der Staat versagt
In Rumänien können sich Geflüchtete aus der Ukraine nicht auf die Behörden verlassen. Der Jesuiten-Flüchtlingsdienst (JRS) interveniert, um den Zugang zu grundlegenden Bedürfnissen zu gewährleisten. Neben Nothilfe, juristischer Beratung und psychosozialer Unterstützung stehen die Bildung der Kinder und die Integration der Erwachsenen in den Arbeitsmarkt im Vordergrund.
Das vergangene Jahr war kein leichtes für Geflüchtete aus der Ukraine in Rumänien: Die lokalen Hilfsorganisationen beklagen einen Rückgang der Spenden für Integrationsarbeit, „zudem haben Zahlungsverzögerungen der rumänischen Behörden die Notlage verschärft und viele dazu veranlasst, aufgrund der anhaltenden Unsicherheit in die Ukraine zurückzukehren“, berichtet Florina Dragulin, Projektverantwortliche beim Jesuiten-Flüchtlingdiesnst (JRS) in Bukarest.
Im Dezember 2023 hielten sich nur noch 85.710 ukrainische Geflüchtete in Rumänien auf von insgesamt 155.035, die seit dem Ausbruch des russischen Angriffskriegs vorübergehenden Schutz im Land beantragt hatten.
Im April 2023 hat die Regierung das bestehende „50/20-Programm“ überarbeitet, das im März 2022 eingeführt wurde, um Einheimische, die ukrainische Geflüchtete aufnehmen, mit monatlichen Zahlungen für Unterkunft (50 Leu pro Person pro Tag) und Mahlzeiten (20 Lei pro Person pro Tag) zu entschädigen. 50 Leu entsprechen etwa 10 Euro. Das Programm wurde für seine unzureichende Überwachung und Umsetzung kritisiert; es gab Betrugsfälle, und die Mietpreise stiegen an. Im April 2023 hat die Regierung das 50/20-Programm geändert, die Zahlungsstruktur angepasst und zusätzliche Anspruchskriterien für Geflüchtete festgelegt. Zu diesen Kriterien gehören: obligatorische Einschreibung von Kindern im rumänischen Bildungssystem, Anmeldung von Erwachsenen bei den Arbeitsämtern oder obligatorischer Nachweis einer Beschäftigung ab dem 5. Monat des Programms.
„Die Verantwortung wurde von den Einheimischen auf die Geflüchteten übertragen, die so in die Mühlen eines komplexen bürokratischen Prozesses gerieten“, fasst Florina Dragulin die Situation zusammen.
Fokus auf sechs Hauptbereiche
Bis Dezember 2023 waren viele der Geflüchteten aufgrund der sechsmonatigen Zahlungsverzögerung daher mit extremen Herausforderungen konfrontiert. In sechs Landesregionen konnte der JRS Rumänien erfolgreich intervenieren, mit maßgeschneiderten Dienstleistungen, um dringende und mittelfristige Bedürfnisse zu stillen und die Integration zu voranzutreiben. So hat sich der JRS 2023 auf sechs Hauptbereiche konzentriert: Nothilfe, Unterkunft, rechtliche Unterstützung, Bildung, psychosoziale Unterstützung und Integration in den Arbeitsmarkt. „Wir konnten Ressourcen aufbringen, um den Zugang zu grundlegenden Bedürfnissen zu gewährleisten und die Lücken zu füllen, die durch begrenzte staatliche Hilfe entstanden sind“, berichtet Florina.
Der JRS hat Strukturen für Bildungsmöglichkeiten und psychosoziale Angebote gefestigt und ein Programm eingeführt, das wöchentliche Sprachkurse, IT-Kurse, psychologische Beratung und Supportgruppen für Erwachsene und Kinder umfasst. „Darüber hinaus haben wir einen Ganztagskindergarten für ukrainische Vorschulkinder eingeweiht und unsere Bildungsprogramme erweitert, mit landesweit 24 Einrichtungen für ukrainische Kinder.
Im Jahr 2023 haben sich die Perspektiven der Arbeit des JRS von der Notfallhilfe des Vorjahres hin zu einen mittelfristigen Integrationsansatz verschoben: „Im Rahmen unserer Programme und Aktivitäten können die Geflüchteten ihre Bedürfnisse reflektieren, mit dem Ziel, dass die Dienstleistungen möglichst effektiv bei ihnen ankommen.“
Nach der Flucht: Ankommen, Fuß fassen
Selbst wenn der Krieg in der Ukraine enden sollte, können viele Geflüchtete nicht in ihre zerbombten Heimatorte zurückkehren. Nach den Nothilfe-Maßnahmen der ersten Kriegsmonate unterstützen wir unsere Partnerorganisationen in Osteuropa jetzt bei der Integration der Vetriebenen in den Aufnahmeländern. Es geht um Wohnraum, Jobs und Sprachkurse