– Flucht aus der Ukraine
Integration durch Interaktion
Unter Flucht und Vertreibung leiden am meisten die Kinder. Das wird in Rumänien deutlich, wo viele junge Ukrainerinnen und Ukrainer keinen Zugang zu Regelschulen und Kontakte zu einheimischen Altersgenossen haben. Ein Projekt des Jesuiten-Flüchtlingsdienst (JRS) durchbricht kulturelle und sprachliche Grenzen und schafft einen Raum für Freundschaft und gegenseitiges Verständnis.
Knapp 90.000 Menschen aus der Ukraine sind im Nachbarland Rumänien als Geflüchtete registriert; fast die Hälfte von ihnen sind Kinder. 2023 waren aber nur 7.353 ukrainische Kinder offiziell in rumänischen Schulen eingeschrieben – nur etwa 16 Prozent. Rund 16.000 ukrainische Kinder nehmen als „Gasthörer“ teil: Sie besuchen den Unterricht, absolvieren aber keine Prüfungen und erhalten keine Noten. Die geringe Einschulungsrate hat verschiedene Gründe, darunter Sprachbarrieren, die Absicht der Familien, in die Ukraine zurückzukehren sowie Unterschiede in den Lehrplänen.
„Wie können wir Kindern helfen, sich nicht nur anzupassen, sondern sich wirklich in eine neue Umgebung zu integrieren?“, fragten sich also die Verantwortlichen beim Jesuiten-Flüchtlingsdienst (JRS): „Die Antwort ist einfach – durch gemeinsame Erlebnisse, Kommunikation und das Entdecken der Kultur des anderen.“
Genau so laufen die Klassen von JRS-Lehrerin Leora ab: Die Angebote im Bukarester Gymnasium „Colegiul Romano-Catolic Sfântul Iosif“ sind mehr als kreative Workshops, sondern grundlegende Interaktionen zwischen ukrainischen und rumänischen Kindern. Gemeinsam malen und basteln sie, erlernen verschiedene Handarbeitstechniken – doch vor allem teilen sie die Traditionen ihrer Nationen.
Mehr als nur Unterrichtsstunden
Da Ostern naht, gewinnen die Angebote noch mehr an Bedeutung. Das Fest vereint die Ukraine und Rumänien, da in beiden Ländern die Tradition des Ostereierverzierens gepflegt wird. Doch es gibt auch spannende Unterschiede: In der Ukraine wird Ostern mit einer Henne assoziiert, in Rumänien mit dem Osterhasen. Die Kinder tauschen ihre Traditionen aus und gestalten festliche Körbchen, die sie später zu Hause mit ihren Lieblingsleckereien füllen werden. Ein weiteres faszinierendes Thema ist die Symbolik der Farben: In der Ukraine haben Ostereier meist eine braune Grundfarbe – sie symbolisiert die Erde, aus der das Leben erwächst. In Rumänien hingegen dominiert Rot, das für die Liebe und das Blut Jesu Christi steht.
„Wir basteln nicht nur mit unseren Händen. Wir tauchen in das immaterielle kulturelle Erbe unserer Nationen ein, singen Lieder und entdecken Neues", berichtet Lehrerin Leora: „Außerdem sprechen wir Rumänisch, was den Kindern hilft, sich in ihrer neuen Umgebung sicherer zu fühlen.“
Diese Treffen sind mehr als nur Unterrichtsstunden: „Sie geben einen Raum, in dem Freundschaft, gegenseitiges Verständnis und eine echte kulturelle Einheit entstehen.“
Nach der Flucht: Ankommen, Fuß fassen
Selbst wenn der Krieg in der Ukraine enden sollte, können viele Geflüchtete nicht in ihre zerbombten Heimatorte zurückkehren. Nach den Nothilfe-Maßnahmen der ersten Kriegsmonate unterstützen wir unsere Partnerorganisationen in Osteuropa jetzt bei der Integration der Vetriebenen in den Aufnahmeländern. Es geht um Wohnraum, Jobs und Sprachkurse