– KATC Sambia
Hoffnungszeichen für Minister Özdemir
Eine 80-köpfige Delegation unter Landwirtschaftsminister Cem Özdemir war vom 5. bis 7. November 2024 zu Gast in Sambia. Zum Abschluss des Programms mit Treffen mit Vertreterinnen und Vertretern von Regierung, Universitäten und NGOs besuchte die Delegation auch das Kasisi Agricultural Training Centre (KATC). Direktor Claus Recktenwald SJ berichtet vom Treffen mit dem Minister:
Zunächst war der Landwirtschaftsminister zu Gast bei Alex Lupya, einem Landwirt, der seit 2006 mit dem KATC zusammenarbeit. Auf seiner sechs Hektar großen Farm bestaunten der Minister und die Delegierten, wie der Bauer die verschiedenen Elemente der Agrarökologie umsetzt. In einer Gegend, die durch die Herstellung von Holzkohle weitestgehend entwaldet ist, sticht sein Agroforst-System schon optisch heraus. In seiner Pflanzung finden sich einheimische Baumarten, schnellwachsende Arten zur Brenn- und Bauholzproduktion, Obstbäume und medizinale Bäume wie Moringa und Neem. Der Wald bietet einen Lebensraum für Insekten, Vögel und andere Tiere. Die in den Bäumen aufgehängten Bienenstöcke haben im letzten Jahr über 200 Kilogramm Honig produziert.
Als der Minister den Bokashi-Haufen sieht, den Mr. Lupya für die Düngung seiner Felder aus Ziegen- und Hühnermist, Asche, Maiskleie, Hefe, Molasse und Biomasse herstellt, verrät er, dass er selbst zu Hause auch Bokashi herstellt. Durch die Fermentation werden nicht nur die Nährstoffe freigesetzt, sondern auch viele hilfreiche Mikroorganismen vermehrt.
„Andere Leute bringen ihr Geld zur Bank, wir bringen unser Saatgut in die Community Seedbank," führt Mr. Lupya stolz aus, als er dem Minister die Regale voller Saatgut zeigt. Trotz der Trockenheit im letzten Jahr und der Tatsache, dass viele Bauern schon ihr Saatgut abgeholt haben, sind die Regale noch gut gefüllt. Über den Verlust der einheimischen Sorten brauchen die Bauern sich in diesem Jahr keine Sorgen zu machen.
Die Delegierten bestaunen das Ziegenhaus, dass auf Stelzen gebaut ist, um das Aufsammeln des Mistes zu erleichtern, die Baumschule und den Solar-Trockner mit einer Vielzahl von getrockneten Gemüsesorten. Mr. Lupya sagt zum Schluss: „Lieber Herr Minister, ich bin ein Kleinbauer, ich habe soviel von Kasisi gelernt, für uns ist das KATC eine Universität. Ich möchte, dass Sie mich zum Großbauern ernennen!“ Der Minister ist sichtlich amüsiert und sehr interessiert. Er scheint die politischen Turbulenzen in Deutschland für einen Moment vergessen zu haben.
Ein zweiter Teil der Delegation, ungefähr 45 Leute, sind währendessen in Kasisi selbst und erhalten eine Führung durch die verschiedenen Betriebszweige der Demonstrationsfarm sowie das Trainingszentrum. Sie sind sichtlich beeindruckt, was Kasisi schon alles umsetzt, um die Landwirtschaft an den bereits spürbaren Klimawandel anzupassen, und wie ökologische Landwirtschaft und Agrarökologie beitragen können, Folgen des Klimawandels rückgängig zu machen.
Nachdem die ganze Delegation wieder in Kasisi versammelt ist, hält der Minister seine Abschlussrede, erhält den Reisesegen und einen leichten Imbiss, bei dem die Experimentierfreudigen auch Tamarinden- und Baobabsaft probieren können. Danach begibt sich die Delegation zum Flughafen, um nach zwei reichgefüllten Tagen ins turbulente Berlin zurückzukehren. In manchen Gesprächen wird deutlich, dass für den ein oder anderen Teilnehmer der Besuch in Kasisi ein Hoffnungszeichen war, Dinge anders zu machen, obwohl und gerade weil die Welt im Umbruch ist.
Claus Recktenwald SJ, Direktor des KATC
KATC: Sambias Hoffnung ist grün
Das Kasisi Agricultural Training Centre (KATC) in der Nähe von Lusaka ist ein Zentrum der Jesuiten in Sambia zur Förderung der ökologisch-nachhaltigen Landwirtschaft durch Modellprojekte und entsprechendes Training von Bauern. Eine Recycling-Initiative verringert Müll und schafft neue Einkommensquelle