Blick auf der zerstörte armenische Kloster Sant Vatan in Aleppo. Die Jesuiten sind dabei, es wiederaufzubauen.

 – Projektreise Syrien

Krise der Hoffnung

Auf der zweiten Etappe ihrer Reise durch Syrien informieren sich Missionsprokurator Klaus Väthröder SJ und Provinzial Bernhard Bürgler SJ in Damaskus über die landesweite Arbeit des JRS: Bildung, Gesundheit und Versöhnungsarbeit.

Am Tag nach unserer Ankunft in Damaskus fuhren wir in die andere Hauptstadt-Kommunität, die in einem sehr verwinkelten Haus untergebracht ist, mit ganz, ganz vielen Türen. Es sind über hundert.

Wirtschaft am Boden, Armut regiert

Dort wohnt unter anderem ein Jesuit, der als Psychotherapeut arbeitet, und dort hat auch das syrische Landesbüro des Jesuiten-Flücht­lings­dienstes (JRS) seine Räume. Wir trafen uns mit Anthony O’Riordan SJ, dem Direktor. Er sagte, dass es zur Zeit politisch stabil sei: eine Art Patt-Situation zwischen dem Regime und der Opposition. Doch die Wirtschaft ist völlig kollabiert. Neunzig Prozent der Bevölkerung lebt in Armut. Am Lebensmittel zu kommen ist ein täglicher Kampf. Ein Kilogramm subventioniertes Brot kostet 200 Pfund. 400 Pfund entsprechen einem Dollar oder einem Euro. Nicht subventioniertes Brot kostet 700 Pounds. Wer im öffentlichen Bereich beschäftigt ist, verdient etwa 1000 Tausend Pfund...

Die meisten Menschen eint ein starkes Gefühl von Verlust, da sie in einer kurzen Zeit sehr viel verloren haben: ein relativ gutes Leben, eine funktionierende Wirtschaft, ein Gemeinschaftsleben. Eine halbe Million Syrerinnen und Syrer sind tot, sechs Millionen sind geflohen. Manche sagen, dass es sogar während der Bombardements wirtschaftlich besser ging. Es herrscht ein Krise der Hoffnung.

Kampf gegen Traumata, Einsatz für Versöhnung

Viele hoffen für ihre Kinder, dass sie das Land verlassen können. Das betrifft vor allem die jungen Männer, die Angst vor dem Militärdienst haben. Offiziell dauert er ein Jahr. Aber viele kommen nicht vor neun Jahren wieder aus dem Militär heraus.
Der Jesuiten-Flücht­lings­dienst ist in Damaskus, in Aleppo und in Homs aktiv und zwar in den drei Bereichen Bildung, Gesundheit und Community-Building. Ein Hauptaugenmerk liegt auf der Arbeit mit acht- bis vierzehnjährigen Kindern, die vom Krieg traumatisiert sind und im öffentlichen Schulsystem nicht so gut mitkommen. Die JRS-Teams leisten psychosoziale Betreuung und Nachhilfeangebote.

In Damaskus und Aleppo sind Gesundheitsprojekte am wichtigsten: In Aleppo gibt es ein großes Projekt mit 13.000 Patientinnen und Patienten. Viele kommen dort hin, weil es in Nord-Syrien sonst fast keine Angebote gibt.

Das Community Building betrifft vor allem den Aspekt der Versöhnung: Dass man wieder in gemischten Gemeinschaften von Muslimen, Christen, Drusen, Jesiden, Aleviten zusammenleben kann. Das Kriterium des JRS ist hier sehr einfach: Man will Menschen in Not einen sicheren Platz bieten, um gewöhnliche Dinge miteinander zu tun.

Der JRS hat dreihundert Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, sog. „Volunteers“, die einen finanziellen Ausgleich für Ihre Dienste bekommen.
Aktuell baut der JRS in Aleppo das alte, zerstörte Kloster Sant Vatan wieder auf: Dort soll ein Zentrum vor allem für medizinische Versorgung und Bildungsangebote untergebracht werden.

Klaus Väthröder SJ

Syrien: Nachbarschaftszentren geben Halt

Nach 14 Jahren Bürgerkrieg droht Syrien eine ganze Generation zu verlieren: Sechs Millionen Schüler:innen zwischen 5 und 17 Jahren haben keinen regelmäßigen Unterricht, zwei Millionen besuchen überhaupt keine Schule. Unzählige Kinder und Jugendliche, viele von ihnen Binnenvertriebene, sind schwer traumatisiert. Nachbarschaftszentren des Jesuiten-Flüchtlingsdienst geben ihnen Halt und Perspektive

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