– Projektreise Syrien

Auf den Spuren von Frans van der Lugt

Missionsprokurator Klaus Väthröder SJ und Provinzial Bernhard Bürgler SJ erleben bei einem Besuch in Homs, wie die Zivilgesellschaft die im Bürgerkrieg massiv zerstörte Stadt mit Unter­stützung der Jesuitenlangsam zurück­erobert – ganz im Sinne des ermordeten Jesuiten Frans van der Lugt SJ.

Gegen 8.30 Uhr sind wir in Homs angekommen und haben die Zimmer bezogen. Da Nachbarschaftszentrum der Jesuiten ist ein sehr schöner Ort mit drei Innenhöfen; hier ist auch die Kommunität untergebracht. Im Haus sind uns viele Frauen und Jugendliche begegnet, die gerade von ihren Treffen kamen. Es ist viel Bewegung hier.

Wir trafen auch Martin Rauch SJ und zwei polnische Mitbrüder, die am nächsten Morgen zurück nach Beirut gefahren sind, um nach Hause zu fliegen. Wir hatten eine sehr schöne Messe und ein wunderbares Abendessen, an dem neun Jesuiten teilnahmen. Es gibt hier noch einen Bruder aus Syrien, einen Pater, dann einen französischen Jesuiten und Garry Baumgartner SJ.

Am nächsten Morgen nach dem Frühstück um neun Uhr haben wir einen kleinen Rundgang durch die Stadt unternommen, vor allem durch die Vororte, die im Krieg zerstört wurden. Auf der einen Seite der Altstadt ist fast alles heil geblieben, aber in einigen Vierteln ist die Zerstörung praktisch komplett. Diese Häuser werden nicht mehr bewohnt, und die Regierung verbietet es auch, dort einzuziehen. Die einzige Lösung wird sein, diese Häuser niederzureißen. Vor dem Mittagessen sind wir auf dem Rückweg noch an einer Kirche vorbei gegangen, wo der Gürtel von Maria aufbewahrt wird. Maria hatte ihn dem Apostel Thomas gegeben, der ihn auf dem Weg nach Indien einem Bischof in Homs überlassen hat. Dieser Gürtel wird nur einmal im Jahr gezeigt.

Raum zum Ausruhen, Durchatmen, Spielen, Beten

Vor dem Mittagessen, einer Mischung aus Reis, Erdnüssen und Hühnchen mit einer Joghurt-Soße, sind wir noch nach Ard gefahren. Das ist ein vierzig Hektar großes Grundstück, ca. dreißig Kilometer von Homs entfernt, in Richtung libanesischer Grenze. Deshalb waren auch die Kontrollen der Militärposten sehr scharf. Das Gelände wird ganz vielfältig genutzt. Es gibt dort Land­wirt­schaft, und man pflanzt vor allem Olivenbäume und Wein an. Das Grundstück hatte damals Frans van der Lugt SJ – er wurde 2014 von Islamisten ermordet – mit Hilfe seiner Freunde aus Belgien oder Holland erworben. Frans hatte damals mit einer Schule für geistig behinderte Kinder angefangen. Neben dem Wein und den Oliven gibt es auch viele Obstbäume. Das Gelände war während des Krieges sehr stark in Mitleidenschaft gezogen worden. Es gab dort Kämpfe, es wurde alles geplündert. Sogar die elektrischen Leitungen wurden aus den Wänden gerissen. Holz, Fenster, Türen, alles war weg und kaputt. Seit vor drei Jahren die Belagerung endete, werden die Häuser wieder in Stand gesetzt.

Das erste große Gebäude ist eine Art Tagungshaus mit vielen Zimmern für Ferienfreizeiten, Wochenendkurse usw. Danach stoßen wir auf eine Art Gebetsraum, den Frans van der Lugt SJ mit alten Steinen aus Homs errichtet hat. Geplant ist der Bau eines großen Exerzitienhauses. Ein weiteres großes Haus kann für Kinder- und Jugendfreizeiten genutzt werden, verfügt über große Schlafsäle für die Mädchen und für die Jungen, eine große Küche, Spielräume, Gruppenräume und einen großen Saal. Bis zu achtzig Kinder oder Jugendliche können dort für ein Wochenende unterkommen.

Leider ist die Weinkellerei nicht benutzbar. Sie wurde während des Krieges zerstört. Es gibt Pläne, in Ard ein neues Exerzitienhaus zu errichten. Das dafür vorgesehene Gelände scheint ideal: Es ist in der Nähe von Homs, und nach zehn Jahren Krieg und nach vielen Jahren des Leidens, der wirtschaftlichen Krise und des Wieder­auf­baus wäre ein solches Projekt für die Bevölkerung von Homs Gold wert. Man kann sich dort ausruhen, durchatmen, spielen, beten und kommt aus der engen Stadt heraus.

Frans van der Lugt SJ scheint eine sehr charismatische Persönlichkeit gewesen zu sein. Man berichtete uns, dass er während des Krieges auch vielen Nicht-Katholiken geholfen hat und zum Beispiel Wertgegenstände aus orthodoxen Kirchen bei sich hier versteckt. Man bringt ihm immer noch große Hochachtung entgegen. Er scheint während des Krieges auch immer wieder Kontakte zu den verschiedensten aufständischen Gruppen gehabt zu haben, was ihm wohl am Ende zum Verhängnis wurde.

Klaus Väthröder SJ

Syrien: Nachbarschaftszentren geben Halt

Nach 14 Jahren Bürgerkrieg droht Syrien eine ganze Generation zu verlieren: Sechs Millionen Schüler:innen zwischen 5 und 17 Jahren haben keinen regelmäßigen Unterricht, zwei Millionen besuchen überhaupt keine Schule. Unzählige Kinder und Jugendliche, viele von ihnen Binnenvertriebene, sind schwer traumatisiert. Nachbarschaftszentren des Jesuiten-Flüchtlingsdienst geben ihnen Halt und Perspektive

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