– Libanon
Ein Ort der Hoffnung und Solidarität
Im Libanon eskaliert die Gewalt, doch inmitten des Chaos öffnet die Jesuitenkirche St. Joseph in Beirut ihre Türen für Menschen in Not. Michael Petro SJ, ein Jesuit in Ausbildung aus Boston, USA, berichtet von seinem Dienst für den Jesuiten-Flüchtlingsdienst (JRS).
Im Oktober letzten Jahres hat ein neuer Konflikt den Libanon erfasst, der besonders den Süden und das Bekaa-Tal betrifft. Die Spannungen eskalierten zunächst erst langsam, erreichten im September 2024 jedoch eine dramatische Wende. Die Programme des JRS, die sich normalerweise auf Bildung, psychosoziale Unterstützung und Familienhilfe konzentrieren, mussten abrupt gestoppt werden. Stattdessen liegt der Fokus nun auf Nothilfe.
Landesweit hat die Regierung über tausend Notunterkünfte für vertriebene Libanesinnen und Libanesen eröffnet, doch Flüchtlinge und Menschen mit Migrationshintergrund sind größtenteils ausgeschlossen. Das Arrupe Migrantenzentrum (AMC) der Jesuiten in Beirut und ein Kloster in den Bergen, etwa 45 Minuten von der Hauptstadt entfernt, wurden so zu wichtigen Zufluchtsorten. „Wir bieten derzeit rund 110 Menschen Unterkunft, und täglich erhalten wir Anfragen, die wir oft ablehnen müssen, weil der Platz fehlt,“ erklärt Michael Petro SJ. Bisher haben in den beiden Notunterkünften des JRS etwa 160 Menschen vorübergehend Platz gefunden. Die Ausweitung der Kapazitäten bleibt eine dringende Aufgabe.
Bemerkenswerter Zusammenhalt
Das AMC ist seit 40 Jahren ein Treffpunkt für Migrantinnen und Migranten in Beirut. Sie stammen aus Ländern wie Syrien, den Philippinen, Sri Lanka, Sudan, Südsudan und Äthiopien, erfahren hier Gemeinschaft und Unterstützung. Die wöchentlichen Gottesdienste beginnen stets mit den Worten: „Willkommen zu Hause.“ Für viele ist es der einzige Ort, der sich wie Heimat anfühlt.
Mit der Eskalation des Konflikts wurde die Kirche schnell zu einem Zufluchtsort. Am 23. September suchte zunächst eine Migrantin mit ihren fünf Kindern Schutz im AMC. Seitdem kamen zahlreiche weitere, oft nach stundenlangen Märschen aus bombardierten Gebieten. Unter den Neuankömmlingen war eine Mutter mit ihrem drei Tage alten Baby – beide konnten sicher untergebracht werden.
Neben der unmittelbaren Bedrohung durch den Konflikt kämpfen viele mit weiteren Problemen. Sie müssen oft weiterhin arbeiten, um ihre Familien in ihren Heimatländern zu unterstützen. Für Flüchtlinge, die mehrfach vertrieben wurden, ist die Situation besonders belastend. Die bevorstehende kalte und regnerische Winterzeit verschärft die Not.
Der Zusammenhalt innerhalb der Gemeinschaft ist jedoch bemerkenswert. Mitglieder des JRS-Teams, die selbst vertrieben wurden, engagieren sich weiterhin aktiv in den Unterkünften, um anderen zu helfen. „Diese Solidarität hat mich tief bewegt,“ berichtet Petro.
„Unsere erste Hoffnung ist Frieden,“ sagt Michael Petro SJ. Frieden, der zu einer gerechten Versöhnung führt. Viele Flüchtlinge warten seit über einem Jahrzehnt auf eine Umsiedlung. Der Libanon, geprägt von politischer und wirtschaftlicher Instabilität, ist kein sicherer Ort für einen Neuanfang. Der Krieg zeigt, was passiert, wenn internationale Politik und Hilfssysteme versagen.