In der Nacht auf den 20. Juni 2021 erlag Frido Pflüger SJ in Kampala/Uganda einer Covid-19-Infektion. Christina Zetlmeisl, Pater Fridos Nachfolgerin als Landesdirektorin des Jesuiten-Flüchtlingsdienstes (JRS), erinnert sich an einen Freund und Mentor und berichtet, wie sie die Projekte in seinem Sinne weiterführen wird.
Liebe Freundinnen und Freunde,
liebe Unterstützer:innen und Bekannte von Pater Frido Pflüger,
vier Monate sind nun schon vergangen, seit Pater Frido am Abend zum Weltflüchtlingstag gestorben ist. Meine täglichen Besuche bei ihm im Krankenhaus in Kampala sind mir noch sehr bewusst in Erinnerung. Oft kann ich immer noch nicht glauben, dass das alles wirklich passiert ist. Es gibt in der täglichen Arbeit hier so viele Momente, in denen ich denke: Das muss ich Frido erzählen. Hier brauche ich sein Feedback und seinen Rat. Dann muss ich mir immer wieder in Erinnerung rufen, dass er nicht mehr da ist. Er fehlt uns allen sehr.
Am 22. Juni 2021 haben wir Frido in einer kleinen, aber würdigen Trauerfeier beerdigt. Aufgrund des strikten Lockdowns wegen der damals schwierigen Covid-19 Lage in Uganda, konnten leider nur wenige Menschen am Gottesdienst und an der Beerdigung teilnehmen. Wir haben daher die Trauerfeier aufgezeichnet und auf der Internetseite des JRS Ostafrika veröffentlicht. Vor einiger Zeit haben wir dann auch Fridos Grab herrichten lassen. Obwohl es eine andere Grabstätte ist als bei uns in Europa, denke ich, dass es doch eine würdige Ruhestätte für ihn geworden ist. Sicherlich hätte er nicht so viel Aufwand gewollt, war Frido doch eher einer von der bescheidenen Sorte.
Seine Spuren sind nicht zu übersehen
Als Frido im September 2018 wieder zurück nach Uganda kam, nachdem er sechs Jahre lang den JRS Deutschland geleitet hatte, waren die Menschen hier, aber vor allem die Menschen in Adjumani, voller Freude. Die Spuren, die Frido durch seine Zeit als Projektleiter in Adjumani von 2003 bis 2006 und als Regionaldirektor von 2008 bis 2012 hinterlassen hatte, sind bis heute an vielen Stellen im Norden Ugandas zu spüren und zu sehen. Die vielen Menschen, die Frido mit seiner offenen, herzlichen und positiven Art bewegt, berührt und unterstützt hat, sind unzählig. Sein Lachen wird vielen für immer in Erinnerung bleiben.
Die letzten Jahre haben wir sehr eng zusammengearbeitet. Er als Landesdirektor, ich als seine Stellvertreterin. Wir haben wichtige Entscheidungen gemeinsam getroffen. Wir haben miteinander gelacht und wir haben auch zusammen gekämpft, wenn es ein Problem gab. Wann immer wir im Büro oder auf seiner kleinen Veranda zusammengesessen sind, konnte ich seine Leidenschaft für die Menschen spüren. Frido war nicht an all den Dokumenten, Policies und Strategiepapieren interessiert. Das alles war oft in seinen Augen Verschwendung, sowohl zeitlich als auch finanziell.
Frido war ein Meister im Delegieren – er hatte mich vor seiner Ankunft davor gewarnt. Er hat mir viele Aufgaben übertragen, Vieles anvertraut und mir dabei auch die Freiheit gegeben, Dinge nach bestem Wissen und Gewissen, auch in seinem Sinne, umzusetzen. Frido war mein Vorgesetzter, mein Kollege, mein Mentor und ein sehr guter Freund. Gemeinsam haben wir viel erreicht. Die Projekte, vor allem in Adjumani, wurden ausgebaut, so dass wir mehr Menschen unterstützen können. Wir hatten auch Pläne, ein neues Projekt im Südwesten Ugandas zu beginnen – dann kam leider die Corona-Pandemie dazwischen.
Eine Bibliothek für Adjumani
Wie geht es weiter? Fridos Leidenschaft für Afrika und die Menschen, sein Einsatz für mehr Gerechtigkeit und Frieden in der Welt geben uns die Verantwortung und gleichzeitig den Auftrag, die Projekte des JRS hier in Uganda in seinem Sinne weiterzuführen.
Zum Beispiel mit dem Bau einer Bibliothek in Adjumani. Sie wird seinen Namen tragen. Am 29. September 2021 hat die Lokalregierung im Rahmen einer öffentlichen Veranstaltung mit einer Vielzahl von Regierungsvertretern dem JRS ein Stück Land inmitten der Stadt übergeben. Bei dieser Übergabe wurde noch einmal deutlich, welchen Stellenwert Frido für die Menschen in Adjumani hatte und immer haben wird. Die Bibliothek steht für die Bedeutung, die Bildung für Frido hatte. Und sie ist zugleich auch ein Zeichen der Dankbarkeit an die Bevölkerung in Adjumani.
Ich bin mir sehr bewusst, dass es keine leichte Aufgabe sein wird, in Fridos Fußstapfen zu treten. Dafür brauche ich Ihr Gebet und Ihre Unterstützung!
In großer Dankbarkeit und herzlicher Verbundenheit und mit meinen besten Wünschen für die kommende Zeit,
Christina Zetlmeisl,
Landesdirektorin JRS Uganda