Wenn weniger als zehn Dollar pro Monat das Überleben sichern sollen..: Das umstrittene Kategorisierungsprogramm der Vereinten Nationen bringt in Uganda viele Geflüchtete in eine existenzielle Notlage.

 – Uganda

Die Lage ist unberechenbar

Uganda ist sicherer Hafen für Geflüchtete: Hier leben über 1,5 Millionen Menschen, die aus den Krisenregionen Ostafrikas fliehen mussten. Viele von ihnen kämpfen jetzt ums Überleben: Aufgrund massiver Einbrüche im Budget wurden im vergangenen Jahr die Mittel des Welternährungsprogramms (WFP) der Vereinten Nationen drastisch gekürzt. „Das Priorisierungsprogramm hat eine neue Armut gebracht“, berichtet Christina Zetlmeisl, Landesdirektorin des Jesuiten-Flücht­lings­diensts (JRS). Die Lage im Land ist angespannt. Der katastrophalen Versorgungssituation zum Trotz stehen die Teams des JRS an der Seite Geflüchteter wie Einheimischer.

Das Finanzierungsdefizit ist groß: Dem WFP fehlen 60 Prozent der Mittel, um Menschen in Krisenregionen weltweit ausreichend versorgen zu können; im Juli 2023 wurde so die Ausgabe von Lebensmitteln an Bedürftige in Uganda reduziert. Recherchen des Magazins „The New Humanitarian“ zufolge fehlen im Land 87 Prozent der eigentlich notwendigen Mittel, in der Summe 846 Millionen US-Dollar.

Kategorisierung der Not

Geflüchtete werden jetzt in drei Kategorien einteilt. Wer sich in Kategorie 1 und 2 wiederfindet, bekommt reduzierte Essensrationen, diejenigen in Kategorie 3 werden als Selbstversorger eingestuft und erhalten überhaupt keine Essensrationen mehr.

„Viele der Betroffenen beklagen, dass sie bei der Einstufung in Kategorie 2 oder 3 nicht benachrichtigt wurden, warum und wie diese Entscheidungen getroffen wurden“, berichtet Christina Zetlmeisl: „Der ganze Prozess der Kategorisierung wurde von vielen Seiten sehr stark in Frage gestellt und hat viele in eine Notlage gebracht.“

Mehr Geflüchtete, weniger Ressourcen

Das WFP kündigt an, dass weitere Kürzungen wahrscheinlich sind; derweil wächst die Zahl der Geflüchteten: Insgesamt kamen 2023 knapp 90.000 weitere Vertriebene nach Uganda: „Die anhaltenden Konflikte in der Demokratischen Republik Kongo, in Äthiopien, im Sudan und Südsudan machen die Lage unberechenbar“, warnt die JRS-Landesdirektorin. „Die weiter steigenden Zahlen stellen eine große Herausforderung für den Staat aber auch für uns als Nichtregierungsorganisationen dar, da die finanziellen und personellen Ressourcen begrenzt sind.“

Von staatlicher Seite ist keine Hilfe zu erwarten: „Die Regierung hat keine Möglichkeit, zusätzliche Unter­stützung über das hinaus zu leisten, was wir bereits tun“, erklärt Staatssekretär Douglas Asiimwe im Interview mit „The New Humanitarian“ – die internationale Gemeinschaft müsse „ihren Verpflichtungen und Zusagen nachkommen“.

Kampf ums Überleben und Antworten auf die Krise

Die Betroffenen kämpfen jetzt ums Überleben; Kriminalität, Kinderheirat, Prostitution und sexueller Missbrauch werden zur Bedrohung in den Flüchtlingssiedlungen. Fami­lien verkaufen Haushaltsgegenstände, Radios, Handys oder ihr Vieh, um über die Runden zu kommen. Immer mehr Eltern nehmen ihre Kinder aus den Schulen, da sie sich die Gebühren nicht leisten können. Viele Kinder leiden unter Mangelernährung.

Der katastrophalen Versorgungslage zum Trotz versuchen die Teams des JRS, Geflüchteten wie Einheimischen an den Standorten Kampala und Adjumani möglichst umfassende Unter­stützung zuteilwerden zu lassen, neben der Versorgung mit Lebensmitteln und Medikamenten durch psychosoziale Begleitung sowie ein breites Bildungs- und Ausbildungsangebot. Kreative und nachhaltige Programme wie das Urban-Farming-Projekt geben eine Antwort auf die wachsende Nahrungs­mittel­knapp­heit. Berufsschulkurse im neuen „Livelihood Center“ in Adjumani werden vielen weiteren Menschen den Sprung in ein selbstständiges Leben ermöglichen und Fami­lien aus der Armut holen.

JRS Uganda: Beistehen, begleiten, standfest bleiben!

Nothilfe, medizinische und psychosoziale Angebote, Bildung, Pastoralarbeit: Seit drei Jahrzehnten sind die Teams des Jesuiten-Flüchtlingsdienstes (JRS) im Osten Afrikas an der Seite Geflüchteter und Einheimischer

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