Ein Leben in Würde: Rohingya-Frauen im „Haus des Friedens“

970.000 Rohingya sind 2017 vor dem Genozid aus Myanmar nach Bangladesch geflohen. Die meisten leben – isoliert und unter prekären Bedingungen – in den Lagern von Kutupalong. Traumata, Armut und Perspektivlosigkeit bestimmen den Alltag; am stärksten leiden die Frauen. Ein sicherer Hafen ist ihnen das Zentrum „Shanti Khana“, das „Haus des Friedens“

Projekt Rohingya (X31241)

Ort:
Bangladesch

Partner:
Pater Alexander Pak Sang-hun SJ, Direktor der „Asian Dignity Initiative“(ADI)

Zielgruppe:

In den Flüchtlingslagern sind Frauen und Mädchen stark benachteiligt. Traditionelle Rollenmuster, Unsicherheit und Isolation verwehren ein selbstbestimmtes Leben. Es herrscht eklatanter Mangel an Gesund­heits­ver­sorgung, gerade für Schwangere. Kinderheirat ist normal. Sicherer Hafen für Frauen ist das Zentrum „Shanti Khana“, das „Haus des Friedens“: Gemeinsam mit den koreanischen Jesuiten um Alexander Pak Sang-hun SJ helfen wir, weiter daran zu bauen.

So hilft Ihre Spende:

  • Im Zentrum von „Shanti Khana“ stehen Rechte und Belange der Frauen. Sie lernen, Traumata zu verarbeiten und finden Wege aus der sozialen Isolation.
  • Einheimische Frauen werden als Ansprechpartnerinnen für psychosoziale Unter­stützung ausgebildet und organisieren Selbsthilfegruppen.
  • Shanti Khana ist Plattform für Bildung und Entwicklung von Frauen sowohl aus der Rohingya-Community wie aus der Gastgemeinschaft.
  • Wir fördern die Programme 2024 mit 40.000 Euro. Kosten für ein 10-tägiges Programm für 30 Überlebende des Genozids belaufen sich auf 70 Euro, das Monatsgehalts eines Arztes oder einer Ärztin auf 500 Euro.

Ein Ort echten Wandels

Als im vergangenen Juni eine Sozialarbeiterin in der Schneiderwerkstatt von Kohinur Akter nach dem Rechten sehen wollte, stand die Nähmaschine still: „Im Moment kann ich nicht so viel arbeiten, ich habe eine Prüfung“, sagte Kohinur. Ein halbes Jahr vorher war beides undenkbar: dass die junge Rohingya-Frau ein eigenes Geschäft führt, ebenso, dass sie einen Schulabschluss anstrebt. Nur 18 Prozent der Mädchen in den Lagern zwischen 15 und 18 haben 2022 eine Schule besucht. Traditionelle Rollenmuster, Unsicherheit und Isolation verwehren ein selbstbestimmtes Leben. Auch die einheimischen Frauen im Südosten Bangladeschs sind sozial und ökonomisch benachteiligt. Die Spannungen zwischen den Gruppen nehmen zu.

In dieser schwierigen Situation wird Shanti Khana, das „Haus des Friedens“, zu einem Ort echten Wandels. Die Projekte helfen nicht nur auf einer individuellen Ebene Tausenden Frauen, erlittene Traumata zu bewältigen, ihre Stimme zu erheben und ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Sie zielen auch darauf ab, sozialen Zusammenhalt und nachhaltige Entwicklung zu fördern, aus Perspektive der Rohingya und der Einheimischen gleichermaßen.

Beharrlich die Stimme erheben

Nachdem das myanmarische Militär 2017 die brutale Unterdrückung der Rohingya eingeleitet hat, sind die Aussichten auf eine Lösung düster, auch aufgrund der turbulenten politischen Lage in Myanmar. Derweil verschlechtern sich die Bedingungen in den Flüchtlingslagern in Bangladesch massiv. In einer Welt voller Konflikte hat das Interesse am Schicksal der Rohingya nachgelassen. Das beweisen auch die Defizite in der Finanzierung der Hilfsmaßnahmen durch die Vereinten Nationen. Im Juni 2023 hat das Welternährungsprogramm (WFP) die monatlichen Rationen für Rohingya von 12 Dollar auf 10 Dollar pro Person reduziert.

Obwohl die Möglichkeit, in ihre Heimat zurück­zukehren, immer weiter schwindet, erheben Rohingya-Frauen weiter beharrlich ihre Stimmen. Mit der Unter­stützung von jesuitenweltweit wird in diesem Jahr die Reise von Shanti Khana weitergehen.

Ihre Hilfe trägt dazu bei, die Programme aufrechtzuerhalten und weiteren Frauen zu ermöglichen, den Lebensunterhalt zu bestreiten – herzlichen Dank für Ihre Unter­stützung!

„Aber jetzt fühle ich mich stark!“

Frauen können sich als Trainerinnen für psychosoziale Unter­stützung (PSS) qualifizieren. Am 24. September 2023 hat das PSS-Team erstmals eine Präsidentin gewählt. Somsida, frisch gewählte Präsidentin, erinnert sich: „Ich habe Shanti Khana zum ersten Mal 2018 besucht. Am Anfang war ich sehr schüchtern, und ich wusste nichts. Ich konnte nicht lesen, schreiben oder irgendetwas tun. Ich war sehr, sehr peinlich berührt und manchmal wütend. Aber jetzt fühle ich mich stark. Ich bin viel glücklicher als vor sechs Jahren.“

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