– Zentralafrikanische Republik
Mit eigenen Kräften aus der Krise
Die Zentralafrikanische Republik ist politisch und wirtschaftlich instabil. Ein neues Projekt des Katholischen Universitätszentrums macht einen entscheidenden Schritt zur Verbesserung der Situation junger Menschen. Direktor Léon Hounsa SJ erklärt, warum es so wichtig für die Zukunft des Landes ist.
Mit 49 Prozent junger Menschen bei einer Bevölkerung von geschätzten sechs Millionen besitzt die Zentralafrikanische Republik ein beträchtliches
Entwicklungspotenzial. Dieses bleibt jedoch häufig ungenutzt, da das Land seit Jahrzehnten politischen Krisen und militärischen Konflikten ausgesetzt ist, die bis heute andauern.
Insbesondere Binnenvertriebene, deren Anzahl auf über 500.000 geschätzt wird, stehen vor erheblichen Herausforderungen; die meisten von ihnen haben keinen Zugang zu einer stabilen Einkommensquelle.
Finanzielle Hürden überwinden
Das Katholische Universitätszentrum in Bangui hat sich als bedeutende Bildungseinrichtung etabliert und bietet ein breites Spektrum an akademischen und berufsorientierten Kursen an. Mit einem neuen Projekt macht es von Juli bis Dezember 2024 einen bedeutenden Schritt, um die Perspektivlosigkeit junger Binnenvertriebener zu überwinden und ihnen nachhaltige Lösungen aufzuzeigen, ein eigenes Einkommen
zu schaffen.
Léon Hounsa SJ, Direktor des Katholischen Universitätszentrums: „Ende 2023 fanden zwei Treffen mit jungen Binnenvertriebenen statt, viele von ihnen ware gleichzeitig Studierende. Alle klagten über die Schwierigkeiten, ihre grundlegenden Bedürfnisse zu finanzieren. Sie baten um Ausbildungsmöglichkeiten, die ihnen helfen würden, finanzielle Hürden zu überwinden.“
Ein Einkommen schaffen!
Im Rahmen des Projekts wurden Gruppen gebildet, die den jeweiligen Bildungsgrad ihrer Mitglieder berücksichtigen. So konzentrieren sich die Ausbildungsprogramme für Binnenvertriebene ohne Schulabschlüsse zunächst auf die Alphabetisierung der Teilnehmenden. Einen Monat nach Beginn starten dann auch für sie die praxisorientierten IGA-Ausbildungsmodule.
IGA steht für „Income Generative Activities“, Einkommen schaffende Aktivitäten. Léon Hounsa SJ erläutert die Details: „Die Ausbildung ist vielseitig und kann je nach Interesse verschiedene Bereiche abdecken, darunter die Herstellung von Kuchen oder Säften, aber auch von Pflegeprodukten wie Lotionen und Seifen. Um den Teilnehmenden einen erfolgreichen Start zu garantieren, bieten wir ihnen Unterstützung sowohl bei der Produktion als auch beim Verkauf ihrer Produkte. Das Projekt beinhaltet zudem Schulungsprogramme zu Hygiene am Arbeitsplatz, aber auch zu ethischen Standards und spirituellen Aspekten.“
Dem Blutvergießen entkommen
Die Auswahl der Teilnehmer und Teilnehmerinnen erfolgte unter Berücksichtigung ihrer individuellen Motivation sowie weiterer Kriterien wie Alter und persönlicher Grad der Gefährdung: Einige der Berufsschülerinnen sind Mütter im Teenager-Alter, viele andere haben im Lauf des seit zwölf Jahren schwelenden Bürgerkriegs körperliche und seelische Schäden davongetragen.
Léon Hounsa SJ teilt die Geschichte von Kossi Marcelin Eugène, einem 23-jährigen Teilnehmer: „Kossi stammt aus der Nähe von Bangui und wuchs in einer Bauernfamilie auf. Nach dem Tod seines Vaters im Jahr 2020 entschied er sich, sein Dorf zu verlassen, um nicht von Rebellen rekrutiert zu werden. Er lebt nun bei einer befreundeten Familie in Bangui, wo er studiert, hat jedoch damit zu kämpfen, seine Grundbedürfnisse zu decken und die Schulgebühren zu bezahlen. Um seinen Lebensunterhalt zu sichern, verkauft er Handys und SIM-Karten. Mit dem Verkauf selbst produzierter Fruchtsäfte und Kuchen kann er sich jetzt ein zusätzliches Einkommen sichern.“
Die Vision einer besseren Zukunft
In einer Zeit, da die Zentralafrikanische Republik dringend Unterstützung benötigt, um ihre junge Bevölkerung zu stabilisieren, liefert das Projekt neue Hoffnung. Indem es junge Menschen befähigt, selbstständig zu agieren und zur wirtschaftlichen Entwicklung ihres Landes beizutragen, kann es langfristig positive Auswirkungen auf die gesamte Gesellschaft haben.
„Als nächsten Schritt planen wir die Einrichtung mehrjähriger berufsbildender Ausbildungsmodule in verschiedenen Fachbereichen wie Technik und Handwerk für insgesamt 150 Teilnehmende“, so Léon Hounsa SJ mit Blick in die Zukunft.