– Entwicklungspolitik
„Wir müssen die besseren Angebote machen“
Fachgespräch mit der Bundesministerin: Im „Fenster zur Stadt“, Einrichtung der Nürnberger Stadtkirche, hat am Donnerstag, 24. August, Bundesentwicklungsministerin Svenja Schulze (SPD) den Kurs der deutschen Entwicklungszusammenarbeit präsentiert und sich den Fragen des Publikums gestellt.
Die Klimakrise wird von den reichen Industrienationen verursacht, aber trifft vor allem die Länder des Globalen Südens. Was bedeutet das für die Ausrichtung der Entwicklungszusammenarbeit der Bundesregierung?
Svenja Schulze: Entwicklungspolitik ist auch Klimapolitik. Mit Klimapatenschaften, den „Just Energy Transition Partnerships“, stehen wir mit unseren Partnerinnen und Partnern ein für eine globale, sozial faire Energiewende. Ein gutes Beispiel ist unsere Partnerschaft mit Südafrika, wo der Kohleausstieg beschlossen ist. Dort wird ein neues Energiesystem geschaffen und damit viele neue Jobs. Diese Programme fußen nicht nur auf der Zusammenarbeit von Ländern des Globalen Südens mit der deutschen Bundesregierung, sondern im G7-Verbund, und sind langfristig ausgelegt.
Wie können progressive Ansätze der Bundesregierung – Klimapatenschaften, „feministische Entwicklungspolitik“ – nachhaltig fruchten angesichts eines gesamteuropäischen „Rechtsrucks“ von Italien bis Finnland?
Während die Zusammenarbeit auf G7-Ebene sehr gut funktioniert, macht uns die Entwicklung innerhalb der EU große Sorgen. Feinde der Demokratie wollen in die Parlamente, um die Demokratie kaputt zu machen. Wenn Rechtsradikale und Faschist:innen Oberwasser haben, werden wir auch entwicklungspolitisch viele Dinge nicht mehr machen können. Die Europawahl am 9. Juni 2024 darf niemandem egal sein!
Russland und China als große Player in Afrika und anderen Teilen des Globalen Südens: Welche Auswirkungen hat das neue Selbstbewusstsein der BRICS-Staaten auf die deutsche und europäische Außenpolitik?
Viele Nationen Afrikas wollen nicht mehr vom Westen abhängig sein, sondern als eigenständige Stimmen in einer Welt wahrgenommen werden, die nicht mehr bipolar ist. Ihre Bevölkerung ist jung, sie verfügen über Bodenschätze und erneuerbare Energien und ziehen daraus ein neues Selbstbewusstsein. Die BRICS-Staaten – Brasilien, Russland, Indien, China, Südafrika und vielleicht auch bald Argentinien, Ägypten, Äthiopien, Iran, Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate – sehen sich als Gegengewicht zum Westen. Sie profitieren von den Fehlern der Industrienationen, als wir etwa während der Corona-Pandemie Länder des Globalen Südens nicht ausreichend unterstützt haben. Wir müssen perspektivisch bessere Angebote machen als etwa China, das Entwicklungsländer in jahrzehntelange Abhängigkeiten bringt. Dazu gehört aber auch, das wir, etwa unter dem Stichwort „feministische Entwicklungspolitik“, Werte ansprechen: Dass Frauen und Mädchen die Hälfte an Rechten, Ressourcen und Repräsentation zusteht. Das ist ein weltweiter Anspruch, den auch die 55 Mitgliedsstaaten der Afrikanischen Union teilen.
Gemeinsam für den Wandel
Zusammen mit unseren Partnerinnen und Partnern in Projekten weltweit stehen wir ein für die sozial-ökologische Transformation. Denn der Einsatz für sozialen Wandel ist untrennbar verbunden mit dem Einsatz für eine Energie-, Verkehrs-, Agrar- und Konsumwende.
- Solarprojekte weltweit
733 Millionen Menschen weltweit haben keinen Zugang zu Elektrizität. Mit unseren lokalen Partnerinnen und Partnern fördern wir 60 Solarenergie-Projekte in Afrika, Lateinamerika, Asien und Europa. Photovoltaik bringt Fortschritt, Selbstbestimmung, Unabhängigkeit und Verantwortung, schafft Jobs, schützt die Umwelt und gibt ein Beispiel. Watershed: die stille Revolution von Maharashtra
Sozial-ökologische Transformation im Westen Indiens: Watershed-Programme bringen sozialen Wandel und werden zum wichtigen Faktor im Kampf gegen die KlimakriseCO2-Rechner: Flüge kompensieren, Klima schützen!
Flüge verursachen klimaschädigende Gase. Leidtragende sind wir alle, aber vor allem die Menschen im globalen Süden. Unser CO2-Rechner hilft, Ihren individuellen Ausgleich für Flugreisen zu errechnen. Mit der Spende unterstützen Sie Öko-Projekte in Indien und Kambodscha.KATC: Sambias Hoffnung ist grün
Das Kasisi Agricultural Training Centre (KATC) in der Nähe von Lusaka ist ein Zentrum der Jesuiten in Sambia zur Förderung der ökologisch-nachhaltigen Landwirtschaft durch Modellprojekte und entsprechendes Training von Bauern. Eine Recycling-Initiative verringert Müll und schafft neue Einkommensquelle.