– Kinderschutz Afrika
Kein Wegschauen mehr
Unsere Partnerinnen und Partner in Afrika gehen einen weiteren Schritt im Kampf gegen Missbrauch von Kindern. Das ’Jesuit Centre for Safeguarding in Africa’ (JCSA) in Nairobi soll ein neues Bewusstsein schaffen, Fähigkeiten vermitteln und so einen kulturellen Wandel für den Schutz und die Sicherheit von Kindern und Jugendlichen vorantreiben.
Das JCSA wird als Institut des Hekima University College in Nairobi, Kenia, die Lehr- und Forschungstätigkeiten im anglophonen und frankophonen Afrika koordinieren, letzteres in Zusammenarbeit mit dem Institut für Theologie der Jesuiten (ITCJ) in Abidjan, Elfenbeinküste.
Das Zentrum bietet seit 2021 zahlreiche Seminare und Kurse zum Thema Kinderschutz sowohl für Jesuiten als auch für Laien an. Am 11. Februar 2022 hat nun JCAM-Präsident Agbonkhianmeghe Orobator SJ das Zentrum offiziell eröffnet und den ersten Absolvent:innen Zertifikate überreicht.
Kontext: Missbrauch in Afrika
von Beatrice Mumbi, Koordinatorin für Kinderschutz der Jesuiten in Afrika und Madagaskar (JCAM)
Kindesmissbrauch ist kein afrikanisches Phänomen, aber die Fallzahlen sind in Afrika erschreckend hoch. In einigen Gemeinschaften sind Kinder und Jugendliche besonders gefährdet. Dabei wirken mehrere Faktoren zusammen, die Missbrauch begünstigen: kulturelle Praktiken, sozioökonomische Herausforderungen und Krieg sind einige der wichtigsten.
Warum wurde das Zentrum gegründet?
Grundlage ist der Auftrag des Generaloberen der Jesuiten Arturo Sosa SJ, „in den Gemeinschaften und Werken der Gesellschaft Jesu eine konsequente Kultur des Schutzes und der Sicherheit von Minderjährigen zu fördern, in Bezug auf Ausbildung, Gemeinschaftsleben, Dienste und Leitung“.
Afrikanische Gesellschaften akzeptieren den Schutz von Kindern meist als allgemeines, abstraktes Konzept, aber das umfassende Verständnis dessen, was das konkret bedeutet, ist oft begrenzt. Es herrscht oft auch die Meinung vor, dass Schutzmaßnahmen eine „westliche Agenda“ seien.
Das grundlegende Problem jedoch ist ein kulturelles, etwa indem bestimmte Praktiken akzeptiert werden, sowie eine breite Kultur des Schweigens: Gemeinschaften, Eltern und Betreuer sprechen nicht offen über Sexualität, das Sprechen über Missbrauch ist für Betroffene beschämend und stigmatisierend. Das verhindert den Aufbau eines schützenden Umfelds. Umso wichtiger ist es, Schulungen anzubieten, um ein grundlegendes Bewusstsein zu schaffen. Ohne eine Bewusstseinsbildung wird es keine sinnvolle Veränderung geben.
Es mangelt an geeigneten Schulungsprogrammen und Ressourcen für den Schutz von Kindern im afrikanischen Kontext. Daher wurde das Zentrum mit dem Ziel gegründet, diese Lücke zu schließen und Forschungsarbeiten durchzuführen, um das Thema weiter zu vertiefen.
Die Bildungseinheiten des JCSA umfassen Anthropologie, Psychologie, Theologie und rechtliche Aspekte. Im Aufbau ist eine virtuelle „Community of Practice“ als-Plattform für Fachleute im Bereich des Kinderschutzes, die in und mit der Kirche in Afrika arbeiten.