– Vietnam-Mission

Vietnamesische Jesuiten im Einsatz für Südostasien

In Vietnam gibt es etwa 350 Jesuiten, viele davon arbeiten unter extrem schwierigen Bedingungen im Ausland, wie in Kirgisistan, Pakistan, Myanmar, Kambod­scha, Thailand, Laos, Osttimor, Japan, Südkorea, Nepal oder Taiwan. Als internationales Hilfswerk der Jesuiten in Deutschland ist jesuitenweltweit seit Jahren in Vietnam aktiv, etwa indem über das Projekt „Tadihoc“ benachteiligte junge Menschen fördern. In diesem Jahr legen wir ein neues Augenmerk auf die Programme vietnamesischer Jesuiten, auch jenseits der Landesgrenzen.

Gemeinsam mit der vietnamesischen katholischen Gemeinde in Deutschland unterstützen wir das Vincente-Heim für Kinder mit Handicaps, ein Hausbau-Programm, ein Brunnen-Proiekt in Laos und setzen uns für die Belange „staatenloser“ Vietnamesinnen und Vietnamesen in Kambod­scha ein. Zum deutsch-vietnamesischen Katholikentag legen wir eine weltweit-Sonderausgabe in vietnamesischer Sprache auf.

Der Traum von einem Zuhause

In der Gegend um Minh Hoa in der Provinz Kien Giang, ganz im Süden Vietnams, leben viele Khmer, meist unter schwierigen Bedingungen, weit entfernt von entwickelten und wohlhabenden Gebieten. Die Menschen sprechen nicht fließend Vietnamesisch, Jobs sind rar, die Fami­lien müssen wildes Gemüse pflücken, um zu überleben. Viele Häuser sind beschädigt oder schon eingestürzt. Um vor allem den Kindern eine Perspektive zu geben, haben die Jesuiten um Pater Giuse Nguyen Tuan Phuc SJ das Programm „Traumhaus“ ins Leben gerufen.

Herr Hoa, seine Frau und ihre beiden kleinen Kinder haben in einem reetgedeckten Haus gelebt, bis es eines Nachts durch einen Sturm buchstäblich hinfort geblasen wurde. Jetzt haben sie ein stabiles Dach über den Köpfen – dank der Hilfe vieler Menschen aus der Nachbarschaft, die im Rahmen des „Traumhaus“-Programms beim Neubau geholfen haben. Mittlerweile sind die Hoas selbst aktiv ins Programm eingebunden, helfen auf den Baustellen von Nachbarsfamilien und versorgen Arme mit Lebensmitteln. Sie sind eine von bis lang 125 Fami­lien, denen das Programm einen neuen sicheren Lebensmittelpunkt geschaffen hat. „Der Bau eines Hauses kostet etwa 2.000 Euro“ erklärt Pater Phuc: „Wir hoffen, dass das Programm weiterhin die Liebe vieler guter Menschen zu denen bringen wird, die Hilfe brauchen.“

„Vincente“: eine Heimat für Menschen mit Handicap

In Quang Binh gibt es auch nach 50 Jahre nach Ende des Kriegs immer noch viele Menschen, die unter seinen Folgen leiden. Aufgrund des Einsatzes der Chemiewaffe „Agent Orange“ werden hier immer noch viele Kinder mit Lähmungen geboren, in der gesamten Provinz leben über 45.000 Menschen mit Behinderungen. 120 von ihnen im Alter zwischen 1 und 65 Jahren haben im Vincente-Heim einen sicheren Hafen gefunden.

Das „Haus der Hoffnung“ wurde 2006 im Dorf Huong Phuong gegründet und ist das das einzige nichtstaatliche Heim in Quang Binh, geführt von der Kongregation der Barmherzigen Kreuzesschwestern. Es trägt den Namen des Heiligen Vincente Nguyen The Diem, eines Märtyrers dieser Region. Seine Grabstätte wurde 2023 in die neue Kirche des Ordens überführt. Seitdem ist Huong Phuong auch zu einem Pilgerort geworden. Viele Menschen kommen hierher, um für das Wohlergehen ihrer Fami­lienmitglieder und für Frieden zu beten. „Die Bewohnerinnen und Bewohner des Vincente-Heims werden liebevoll betreut, versorgt und angenommen als geliebte Kinder Gottes. Hier erfahren vor allem Kinder Freude und die Möglichkeit, Mensch zu sein“, berichtet Pater Cha Le Phan SJ.

Ein Bauernhof und ein Bio-Gemüsegarten helfen den Schwestern, einen Teil ihres Lebensunterhalts zu verdienen, aber sie sind vollständig auf die Großzügigkeit der Spenderinnen und Spender angewiesen: Jeden Monat muss das Kloster genug Geld für Reis, Kleidung und Medikamente für die Kinder bereitstellen. Derzeit planen die Schwestern den Bau einer speziellen Schule für Kinder, die an Autismus und Entwicklungsstörungen leiden. Pater Le Phan: „Die Schwestern lieben diese Kinder sehr und möchten ihnen einen Ort bieten, an dem sie angenommen, unterrichtet und angemessen betreut werden können.“

Brunnen für Laos

Laos, das Land der Elefanten, ist sehr friedlich, hat schöne Natur und freundliche Menschen. Doch die Armen im Land sehen sich vielen Herausforderungen gegenüber.

Die meisten Laoten gehören ethnischen Minderheiten an und leben gerne in Harmonie mit der Natur. Die aktuelle Regierung jedoch überlässt viele Wälder und Ländereien dem großen Nachbarn im Norden: Tag und Nacht rodet China Wälder und gräbt Minen, was die Menschen vor Ort noch ärmer macht. Besonders im Landesnorden führen Abholzung sowie die anhaltende Trockenzeit dazu, dass die Wasserläufe fast austrocknen. Die Armen haben nicht genug Möglichkeiten, Brunnen zu bohren und kämpfen in der Trockenzeit ums Überleben.

Seit 2023 helfen die Jesuiten bei der Errichtung eines Brunnensystems, das vier arme Dörfer mit Wasser versorgen wird, etwa 1.000 Menschen.

Darüber hinaus fördern die Jesuiten Kinder aus mittellosen Fami­lien, um Schulbesuche zu ermöglichen, sie helfen, Schulgebäude zu sanieren oder, in entlegenen Gebieten, neue zu bauen. Sie bieten Unter­stützung für einsame ältere Menschen und Menschen mit Behinderungen, begleiten und unterstützen Studierende in verschiedenen Landesteilen.

Rechte für Staatenlose in Kambod­scha

Die Geschichte der Vietnamesen im Kambod­scha erzählt von Tränen und Blut. Im Jahr 1970 startete Nol Nol eine Bewegung zur Vernichtung der Vietnamesen und zwang die Vietnamesen, Kambod­scha innerhalb von 24 Stunden zu verlassen. In dieser Zeit wurden viele Menschen vietnamesischer Herkunft ermordet. 1975, nach der Machtübernahme Pol Pots, massakrierten die Roten Khmer brutal mehr als zwei Millionen Kambod­schaner, darunter viele vietnamesischer Herkunft. Bis heute werden Menschen vietnamesischer Herkunft in Kambod­scha diskriminiert. Seit 2017 zwingt die Regierung Menschen vietnamesischer Herkunft, ihre kambodschanischen Pässe auszuhändigen und stellt so genannte Ausländerkarten neu aus. Damit verlieren sie die Rechte, Land zu besitzen, Autos anmelden, zu heiraten oder ihren Kindern Geburtsurkunden ausstellen zu lassen, was den Schulbesuch unmöglich macht. Ohne Staats­bürgerschaft sind die Menschen gezwungen, als Fischer zu arbeiten oder in betrügerischen Casinos anzuheuern. Die meisten von ihnen leben in schwimmenden Häusern auf dem Tonle Sap-See oder an Flussufern.

Die Jesuiten um Giuse Nguyen Minh Do SJ intervenieren auf verschiedenen Ebenen: „Mit anderen Menschen­rechtsorganisationen erheben wir unsere Stimme, um die Regierungen Kambod­schas und Vietnams wachzurütteln, die Frage der Staatsangehörigkeit und grundlegender Menschen­rechte zu lösen. Wir haben einen Stipendienfonds “Weiße Taube" eingerichtet, um Kindern aus vietnamesischen Fami­lien zu helfen, zur Schule zu gehen, die Khmer-Sprache zu lernen, und einen Beruf zu erlernen. Über den Samariterfonds versorgen wir arme Menschen mit Medikamenten und Lebensmitteln. Wir glauben, dass Gott aus den kleinsten Dingen Wunder vollbringen wird. Darum erzählen wir die Geschichte der Staatenlosen vietnamesischer Herkunft in Kambod­scha und hoffen, dass sich ihnen eine neue Tür öffnet."

Gott finden im Kandidatenhaus

„Das Kandidatenhaus der Jesuiten bietet jungen Männern, die das Ideal der Priesterweihe verfolgen, Möglichkeiten und günstige Bedingungen, sich darauf vorzubereiten, Gott und der Kirche effektiver zu dienen“, erklärt Jesuitenpater Anthony Nguyen Ngoc Triem SJ. Die Ausbildung im Kandidatenhaus erfolgt in drei Gruppen. Die erste umfasst Studenten, die sich im College befinden, die zweite solche, die ihr Studium abgeschlossen haben und mehr Englisch lernen müssen. Schließlich gibt es noch eine Vornoviziatsgruppe.

„In den letzten fünf Jahren haben jeweils etwa 100 Kandidaten am Programm teilgenommen, und jedes Jahr wechseln 15 bis 20 Studenten ins Novizenhaus des Ordens“, berichtet Pater Triem. Die Angebote werden über Spenden finanziert, die Kandidaten lernen, wie man der Gemeinschaft dient und einen Haushalt führt. Darüber hinaus werden die Studenten in Wohltätigkeitsklassen geschickt, um dort zu unterrichten, in Krankenhäuser, und in Altenpflegezentren. Die Kandidaten lernen zu beten, zu erkennen und eine persönliche Beziehung zu Gott gemäß der ignatianischen Spiritualität aufzubauen. 

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„weltweit“-Sonderausgabe: Vietnam – Laos – Kambod­scha

Zum Katholikentag der Vietnamesinnen und Vietnamesen in Deutschland, der über Pfingsten in Aschaffenburg stattfindet, haben wir eine Sonderausgabe unseres Magazins weltweit in vietnamesischer Sprache aufgelegt, in der vietnamesische Patres einen tieferen Einblick in ihre Projekte in Südostasien geben.

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