– Simbabwe

Zu Gast bei Freunden

Fünf Schüler, eine Lehrerin und Claus Pfuff, Schulseelsorger des Canisius-Kollegs Berlin, haben zwei unvergessliche Wochen in Simbabwe verbracht. Nach ihrer Reise bedanken sich Luise, Simon und Beatrice von Schmidt-Pauli-Haux in Briefen bei ihren Gastgebern in der St. Rupert Mayer Mission

„Diese Tage gehören zu den besten meines Lebens!“

"Ich heiße Luise und komme aus Berlin. Da meine Schule, das Canisius Kolleg, eine Partnerschule von St. Rupert’s ist, hatte ich die Gelegenheit, dort zwei Wochen zu verbringen. Wir wollen eine echte Freundschaft zwischen unseren Schulen aufbauen. Wir wollen voneinander lernen.

Nach meiner Ankunft in St. Rupert’s war ich sehr beeindruckt von all den Leuten um mich herum. Mit jedem neuen Tag an eurer Schule gewann ich neue Eindrücke. Alle zu schildern, würde zu lange dauern. Aber es gibt eine Sache, die ich von euch und eurer Schule gelernt habe und die ich richtig bewundere: eure Art, euren Glauben an Gott zu zeigen und die Messe zu feiern. Das ist so voller Leben und voller Kraft, daher habe ich es sehr genossen, das Morgengebet zu besuchen, die Mittwoch- und Sonntag-Messen, das Gebet am Freitagabend und die Treffen der Christian Life Community (CLC). Ich bewundere, wie stark euer Glaube an Gott ist und wie freimütig ihr mir davon berichtet habt. Ich denke, das ist die wichtigste Sache, die ich mit nach Deutschland genommen habe und von der ich meinen Leuten zuhause berichte. Das ist, was ich von euch gelernt habe, und jeder hier an meiner Schule sollte die Gelegenheit bekommen, etwas von euch zu lernen, weil es so viele Dinge gibt, die ihr uns lehren könnt.

Danke, dass ihr all meine Fragen so offen beantwortet habt und mir euer Leben in Simbabwe geschildert habt. Danke, dass ihr uns so herzlich aufgenommen habt. Diese Tage gehören zu den besten meines Lebens!"

Luise

„Ich habe jede Minute genossen“

"Am Sonntag, 16. Oktober, sind Luise, Frau Haux und ich nach einer dreitägigen Reise in der St. Rupert Mayer Mission angekommen. Nach sechs Stunden Autofahrt von Harare waren wir froh, endlich auszusteigen und am Ziel zu sein. Aber zunächst wurde uns gezeigt, wo wir die kommende Woche verbringen werden. Am Abend haben wir uns unterhalten, während das Essen zubereitet wurde. Es war fantastisch.

Am nächsten Tag sind wir alle früh aufgestanden, weil die Schule im Gegensatz zu Deutschland bereits um 7 Uhr beginnt. Trotzdem war es schon heiß draußen. Es hat Spaß gemacht, mit den Kindern und Lehrern an der Morgenversammlung teilzunehmen, weil wir das in Deutschland normalerweise nicht so machen. Ich mag diese Versammlungen, weil man alle Schüler trifft und man die Woche gemeinsam startet und abschließt. Danach haben wir die Vorschule und die Oberschul-Klassen besucht und uns den Kindern vorgestellt. Das Herumlaufen und Stehen war etwas anstregend, aber hat großen Spaß gemacht. Am Dienstag haben wir am regulären Unterricht teilgenommen. Während Luise und ich in Land­wirt­schafts- und Wirtschaftsklassen waren, hat Frau Haux Kunstunterricht gegeben. Am Nachmittag gab es Religionsunterricht und wir konnten etwas Zeit mit den Schülern verbringen und gemeinsam einen Spaziergang zum Fluss unternehmen. Wir wollten das Krokodil sehen, aber leider war es nicht da. Es war toll, einige der Schüler besser kennenzulernen.

Hoffen auf den Gegenbesuch

Der Mittwoch war ein schöner Tag, ein bisschen wie der Dienstag, aber noch erfüllender. Die Messe war so viel schöner als in Deutschland, und danach mit einigen Kindern herumzulaufen war wirklich cool. Am Donnerstag hatten wir schulfrei und sind zum Wasserfall gefahren. Der Ausflug und die Aussicht waren beeindruckend. Auf dem Rückweg haben wir Zuckerrohr gegessen – köstlich! Am Freitag ließen wir es ruhiger angehen und haben wieder die Schule besucht. Danach haben wir die Christian Life Community (CLC) besucht und sind mit einigen Mitgliedern durch die Mission gestromert und haben uns über Musik und andere Dinge unterhalten.

Samstag und Sonntag waren meiner Meinung nach die lohnendsten Tage. Jene Schüler, die zunächst etwas schüchtern waren, sind aufgetaut und haben sich mit uns unterhalten. Die Gespräche haben großen Spaß gemacht und ich habe jede Minute unseres Austauschs genossen. Ich hoffe, dass viele Schüler von Rupert Mayer die Gelegenheit bekommen, uns bald in Berlin zu besuchen.

Ein anderer wichtige Sache, die ich erwähnen möchte, ist, wie sehr ihr euch um uns gekümmert habt. Das war so überwältigend, dass wir gar nicht wussten, was wir sagen sollen. Jeder war so nett zu uns, wir hatten immer genug zu essen und trinken und mussten niemals hart arbeiten, was uns etwas beschämt hat.

Ich hoffe, ihr habt eine tolle Zeit unten in Simbabwe, und dass wir viele von euch nächstes Jahr wiedersehen werden!"

Simon

„Wir haben alle die gleichen Bedürfnisse“

Nach Monaten des Bangens, ob auch auch alles klappt, sind wir schließlich am 8. Oktober 2016 in Harare angekommen. Joe und Colbert haben uns sieben geduldig am Flughafen erwartet und uns warmherzig empfangen, ganz so als wären wir alte Freunde. Vom Süden aus haben wir uns Harare genähert, unser erstes Ziel: das St. Georges College. Wir konnten gleich einen ersten Eindruck gewinnen, wie unterschiedlich die Lebensstandards in dieser berühmten Stadt sind. Richtig unwirklich war es, durch Straßen zu fahren, die durch die Jacarnda-Bäume in violettes Licht getaucht wurden. Wir hatten uns Harere niemals so grün und farbenprächtig vorgestellt, da euer Land in den letzten Jahren doch unter großer Dürre gelitten hatte. Wir waren ziemlich beeindruckt davon, wie die Regierung die Straßen begrünt.

Nach einem schönen Rundgang durch das St. Georges College, durften wir uns im gemütlichen Silvera House ausruhen. Wir genossen die gemeinsamen Mahlzeiten und Gespräche und haben dabei eine Menge über Mosambik gelernt. Unsere erste Sonntagsmesse war sehr inspirierend. Jeder – also auch wir – konnte mitsingen, da die Liedtexte, für alle gut lesbar, an die Wand projiziert wurden. So einfach und so effektiv. Wir wurden während der Messe der Gemeinde persönlich vorgestellt.

Lernen, innezuhalten

Am Sonntag haben wir uns getrennt. Claus, Celina, Elena and Nikolai wurden nach Makumbi begleitet. Luise, Simon und ich haben uns mit Auxilia und Caswell auf den Weg zur St. Rupert Mayer Mission gemacht. Während der fünfstündigen Tour, die von Music-Hall-Rhythmen untermalt war, konnten wir uns alle ein bisschen kennenlernen und gewannen erste Eindrücke vom Landleben in Simbabwe. Gelegentlich mussten wir wegen Verkehrskontrollen anhalten und um in Chinhoyi einzukaufen, der der Mission nahegelegensten Stadt, die trotzdem drei, vier Stunden entfernt ist.

Zu diesem Zeitpunkt habe ich gemerkt, dass wir erst noch ankommen müssen. Die endlose staubige Straße und die trockne, dornige Landschaft schienen kaum bewohnbar. Dennoch überholten wir gelegentlich ein Kind, einen alten Mann mit mindestens zwei Kindern auf einem Fahrrad, Kühe, ein Maultier oder eine Ziege, die uns nicht vorbeilassen wollten. Wo kommen sie her? Wo gehen sie hin? Warum sind sie da, in der Mitte von Nirgendwo? Meine Augen mussten sich erst anpassen, ich musste lernen, innezuhalten und mich dem Rhythmus des Lebens anzupassen. Die trockene Hitze lässt keine Eile zu. Die Tiere scheinen zuversichtlich auf dem richtigen Weg zu sein. Die eigentümlichen Brücken führen über ausgetrocknete Flussbetten und sind nicht sehr vetrauenerweckend. Wie sie wohl nach schweren Regenfällen aussehen?

Lachen und Lieder im Ohr

Am späten Nahchmittag kamen wir in der Mission an. Als ersten trafen wir Chrispen. Er kam mit seinem Jeep, beladen mit Helfern und Sand, um das neue Lehrer-Haus zu errichten. Hier ist der Sonntag kein Ruhetag. Dann wurden wir den Internatsschülern vorgestellt und hatte eine Menge Spaß miteinander. Sie waren sehr belustigt und lachten los, als ihnen Luise und Simon verrieten, wie jung sie sind. Das Lachen habe ich immer noch im Ohr, genauso wie die wunderschönen Lieder, die sie aus dem Stegreif für uns sangen. Wir führten tiefe Gespräche, erzählten uns aus unserem Leben, sagten Gedichte auf und teilten miteinander unsere Ideen.

Die Abende verbrachten wir im Father’s House zusammen mit Chrispen, Frank, Caswell und einmal mit Schwester Bwanali. Am Sonntag bereiteten die Schüler ein köstliches Mahl für uns, unter der Woche verwöhnte uns Beate. Jetzt waren wir angekommen, mit Körper und Geist.

Wir führten intensive Gespräche über jesuitisches Leben, über Glaube und Zweifel, über Identität und Vorurteil, über Hoffnung inmitten der Hoffnungslosigkeit. Wir hörten einander zu.
Eines Tages gab es nicht mehr genug Nahrung für die Hühner. Die Kinder schlachteten sie mit Unter­stützung vom Internatsleiter und den Lehrern Frau Mai Tendai und Herrn Nzungucherwa, und verarbeiteten sie in der Freiluft-Küche. Jeder half mit.

Montagmorgebn war der erste Schultag für uns und begann mit der allwöchentlichen Zeremonie: eine sehr würdevolle Veranstaltung. Wir waren beeindruckt, wie gut angezogen die Lehrer zum Unterricht erscheinen. Die Oberlehrerin, Frau Mudzingwa, hieß uns willkommen und führte uns durch die Schulgebäude. Dann stellten wir uns in allen Klassen vor und trafen alle Lehrer – so viele, dass ich teilweise die Namen vergessen habe. Bitten entschuldigt! In den nächsten Tagen führte uns Chrispen in der Mission herum und zeigte uns verschiedene Projekte: neue Stromleitungen, eine Wasserpumpe, Felder, Schweine- und Hühnerzucht. Ich wurde gebeten, den Kindern Kunstunterricht zu geben, die niemals zuvor darin unterrichtet wurden. Obwohl die Klassen deutlich größer sind (mit 62 Kindern fast doppelt so groß als ich gewohnt bin), war ich von der Disziplin und vom Interesse überrrascht. Gut, dass ich einen großen Vorrat Papier und Stifte eingepackt hatte. Die Schüler müssen in jeder Hinsicht mit ganz wenig auskommen: Ich habe immer noch nicht verstanden, wie sie ohne Bücher, Schulhefte, geschweige denn moderne Kommunikationsmittel, arbeiten und lernen können und ihre Prüfungen bestehen.

Auf einen Tee mit dem Bischof

Wir hatten die Gelegenheit, die Umgebung zu erkunden, wir besuchten einen Wildpark, fuhren durch Dörfer und zu einem nahe gelgenen Wasserfall, marschierten durch die Hitze und fühlten uns, Tag für Tag, immer mehr zuhause. Da ich selbst Töpferin bin, war ich überglücklich, Emily Dzorani zu besuchen, eine Töpferin in St. Rupert’s. Rodgers brachte uns zu ihr. Im Schatten ihres Dorfes diskutierten wir die traditionellen Techniken und befühlten den guten Lehm, den Emily für ihre Arbeit eigenhändig sammelt. In der Zwischenzeit bastelten zwei ihrer Kinder Autos.

Nach einer Woche und einer großen Abschiedsparty waren wir sehr traurig, wieder aufbrechen zu müssen. Wir fuhren nach Chinhoyi, wo wir die berühmten Höhlen besichtigten und dann von Bischof Dieter Scholz zum Tee eingeladen wurden. Er berichtete uns von seinen Jahren in Simbabwe und am Canisius Kolleg. Zurück in Harare trafen wir uns alle wieder und ab sofort kümmerten sich Lynette und Victor um uns. Wieder durften wir in einem wunderschönen Jesuiten-Haus wohnen. Wir wurden eingeladen, in einem tollen Hotel in Great Simbabwe zu übernachten, und einen Wildpark zu besuchen: eine Erfahrung, die man nie vergisst. Zugleich war all fast zu viel an Eindrücken in einer so kurzen Zeit. Unsere Schüler vermissten ihre neuen Freunde und hätten gerne mehr Zeit mit ihnen verbracht.

Zeit für neue Treffen – und Zeit, zu gehen: Wieder wurden wir zu einem tollen Essen eingeladen und verbrachten einen wunderschönen Abend. Schüler und Erwachsene mit völlig verschiedenen Hintergründen schlossen Freundschaft. Es klingt vielleicht banal, aber in Simbabwe habe ich Grundlegendes verstanden: Wir haben alle die gleichen Bedürfnisse.
Vielen Dank für Eure Zeit und eure Gedanken, die ihr mit uns geteilt habt.

Danke!

Beatrice



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