– Trauer um Karl-Edmund Prier SJ

Lebendiger Glaube, heilende Musik

In den frühen Morgenstunden des 21. Januar 2024 ist Jesuitenpater Karl-Edmund Prier SJ im Alter von 86 Jahren im Panti Rapih Hospital in Yogyakarta verstorben. Indonesien wurde 1964 seine neue Heimat. Hier war der Jesuitenpater und Musikwissenschaftler ein landesweit geachteter und bekannter Experte für traditionelle Musik und half, eine originär indonesische Kirchenmusik zu entwickeln.

Karl Edmund Prier SJ wurde am 18. September 1937 in Weinheim an der Bergstraße geboren und begann im Alter von 9 Jahren, Klavier zu lernen. Neben der Musik spielten der Glaube und das Interesse an den Kulturen der Welt eine große Rolle in seinem Leben: Am 26. April 1957 trat er in die Gesellschaft Jesu ein und kam erstmals 1964 nach Indonesien. Sieben Jahre später gründete er gemeinsam mit dem indonesischen Komponisten Paul Widyawan in Yogyakarta das „Pusat Musik Liturgi“, das liturgische Musikzentrum, das Dreh- und Angelpunkt seines Schaffens wurde.

Musik und die Inkulturation des Glaubens

Neben seiner Lehrtätigkeit an verschiedenen kirchlichen und staatlichen Bildungseinrichtungen war er Vorsitzender der Abteilung für Liturgische Musik der Liturgischen Kommission der Bischöfe Indonesiens und unterrichtete Kirchenmusik am Priesterseminar St. Paul in Kentungan.

Am 11. Februar 2018 wurde er, während er eine Messe feierte, Ziel eines Messerangriffs durch einen Islamisten, dem er später verzieh. Nach einem Unfall 2023 und Herzproblemen sollte sich Mitte Januar 2024 der Gesundheitszustand von Pater Prier verschlechtern; am Dienstag, 16. Januar stellte er seine Arbeit im Büro des “Pusat Musik Liturgi” ein und wurde am Wochenende ins Krankenhaus gebracht, wo er noch intensivmedizinisch behandelt wurde, aber wenige Stunden später verstarb.

Erst im Mai 2023 wurde Karl-Edmund Prier aufgrund seiner großen musikwissenschaftlichen und -pädagogischen Verdienste mit einer Ehrendoktorwürde des Indonesian Institute of the Arts in Yogyakarta ausgezeichnet. An dieser staatlichen Universität hatte er selbst 33 Jahre lang bis 2004 Musikgeschichte und Repertoirekunde unterrichtet.

Zuletzt hatte Pater Prier an mehreren Büchern über die Inkulturation kirchlicher Musik in verschiedenen Landesteilen gearbeitet. Drei Bände über die Regionen Sumatra, Kalimantan und Flores sind abgeschlossen, der letzte zu seinen Forschungen über Timor bleibt unvollendet. Bei seinen Reisen durch den Inselstaat ging es ihm stets darum, seine Kenntnisse regionaler Musik zu vertiefen, bis zuletzt sei dabei auf “viele versteckte Perlen” gestoßen, etwa die “heilende Musik” der Schamanen auf den Mentawai-Inseln in Westsumatra.

„Er ist wirklich in die Gemeinschaften eingetaucht“

Inkulturierte christliche Musik, also die die Verwirklichung originär indonesischer Kirchenmusik im Einklang mit den Botschaften des Zweiten Vatikanischen Konzils, wurde sein Lebensthema. Das "Pusat Musik Liturg” wurde zum Ursprungsort vieler Lieder im Stil der Nusantara-Kultur. Zum Einsatz kommen traditionelle Musikinstrumente wie das Angklung.

Sein Konzept der Inkulturation kirchlicher Musik war kein nur wissenschaftliches, sondern wurde von 1984 bis 2015 landesweit in 57 Gemeinde-Workshops verbreitet, die als Dialog zwischen Prier und den lokalen Gemeinschaften stattfanden. „Er ist wirklich in die Gemeinschaften eingetaucht und hat sich von Grund auf mit den jeweiligen Musikkulturen vertraut gemacht“, erinnert sich eine Mitarbeiterin in einem Nachruf in der Zeitung kompas. „Pater Prier hat immer versucht, die Werte der katholischen Kirche lebendig werden zu lassen“, sagt sein Mitbruder Budi Subanar SJ. Karl-Edmund Priers Überzeugung, dass Glaube in Formen lokaler Kultur Ausdruck finden muss, „bringt Frische und ermächtigt die lokalen Gemeinschaften“.

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