Im Fadenkreuz religiöser Fanatiker: P. Saju George.

 – Interreligiöser Dialog

Internet-Hetze: Saju-Auftritt in München abgesagt

„Kulturelle Aneignung, Betrug, Verunglimpfung“: Hindu-Nationalisten protestieren gegen Performances des „tanzenden Jesuiten“ in Deutschland. Zwei Auftritte wurden bereits abgesagt. P. Klaus Väthröder, Leiter der Jesuitenmission, kritisiert „Intoleranz und religiösen Extremismus“ der Kampagnenführer.

Trotz einer spürbaren Zunahme religiöser und sozialer Spannungen und eines wachsenden Klimas der Intoleranz gegenüber Minderheiten wie Christen und Muslimen, hat Pater Saju George in seiner Heimat Indien „so etwas noch nie erlebt“. Saju George ist nicht nur Priester, sondern auch ein weltweit gefeierter Meister des Bharata Natyam, der klassischen südindischen Tanz-Kultur. Saju, der „tanzende Jesuit“, ein Brückenbauer zwischen den Kulturen, hatte sich für mehrere Auftritte und Workshops in München im Juli vorbereitet, darunter eine Performance im Indien-Institiut der bayerischen Landeshauptstadt. Zwei davon wurden nun abgesagt. Der Grund: eine Hetzkampagne in sozialen Medien, initiiert durch die Gruppe „Manthan Munich Team“, die sogar über die Petitionsplattform change.org eine Unterschriftenaktion gegen Saju gestartet hat. 

„Bedrohliche Situation“

In einer Erklärung bezeichnet die Gruppe Sajus Tanzperformances als „betrügerischen Versuch christlicher Evangelisierung durch den Missbrauch einer hinduistischen Kunstform“; Bharata Natyam sei „mit der christlichen Theologie unvereinbar“ und kein geeignetes Medium für interreligiösen Dialog. Saju, der bereits in München ist, berichtet: „Die Veranstalter vom Indien-Institut haben mich auf die Kampagne aufmerksam gemacht und gefragt, ob wir die Veranstaltung durchziehen sollen.“ Obwohl Saju nicht um seine persönliche Sicherheit in Deutschland fürchtet, hält er die Situation für „bedrohlich“ und spricht von „Erpressung“, entschied sich daher, die Veranstaltung im Institut am Donnerstag, 4. Juli (19 Uhr), abzusagen. Stattdessen wollen er und die Veranstalter an gleicher Stelle der Öffentlichkeit über die Situation berichten.

Absage: „unnötige Kontroversen im Ausland“ vermeiden

„Diese Leute wollen verhindern, dass sich unterschiedliche Kulturen auf einer spirituellen, künstlerischen und intellektuellen Ebene begegnen und austauschen und behaupten, ich wolle Menschen zum Christentum bekehren, was einfach nicht stimmt“, sagt Saju, der in einem Armenvorort von Kalkutta Kinder und Jugendliche aus benachteiligten Fami­lien unterrichtet. Die Absage des Auftritts im Institut sowie eines Workshops am Sonntag, 7. Juli, begründet er damit, „unnötige Kontroversen im Ausland“ vermeiden zu wollen. Pater Klaus Väthröder, Leiter der Jesuitenmission Deutschland, seit Jahren mit Saju verbunden und selbst Veranstalter vieler seiner Auftritte, kann die Absage nachvollziehen, aber kritisiert „Intoleranz und religiösen Extremismus“ der Kampagnenführer: „Mit ihren Hassbotschaften zeigen sie uns den Grund, warum die Arbeit und die Botschaft von Pater Saju so wichtig sind, nämlich Menschen unterschiedlicher Kulturen und Glaubensrichtungen zusammenzubringen.“

Wie wichtig Sajus Anliegen ist, können die Besucher seiner Auftritte am Samstag, 6. Juli, und Montag, 8. Juli, in der Münchner Lutherkirche bzw. in St. Anna, ebenfalls in München, erleben: „Beide Termine werden stattfinden“, bekräftigt Saju.

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