Nur eine Woche nach der Machtübernahme sprachen in Khidir die Studenten und Studentinnen mit der lokalen Regierung und den Taliban. Sie bekamen die Erlaubnis, ihr Lernzentrum samt Computern und Internet wieder aufzumachen. Das kam den Taliban gelegen, die auch Zugang zum Internet suchten. Dieser Wiederöffnung eines Lernzentrums folgten alle anderen, sogar zwei neue Zentren kamen hinzu, insgesamt sind es zehn in Bamyan, Daikundi und Ghor sowie je eines in Kabul und Herat.
Hilfsprogramm für 2.000 arme Familien
Trotz aller Widrigkeiten und des harten Winters in den Bergen und der verschneiten Wege zu den Lernzentren schaffen es die jungen Leute zu studieren. Bei der Zulassung im Januar gab es über 40 Neueinschreibungen für das einjährige Grundstudium. Schon in den Vorjahren konnten JWL-Studierende, die als lokale NGO New Horizon registriert und organisiert sind, mit finanzieller Hilfe von außen das EOTS-Programm (Each One Teaches Someone – jeder unterrichtet einen anderen) durchführen. Auch dieses Programm geht weiter und erreicht weitere 2.000 junge Leute. Da der Hunger die Jugendlichen und ihre Familien plagt, setzen sie nun ein Hilfsprogramm auf, um über drei Monate 2.000 der bedürftigsten Familien mit Essenspaketen zu versorgen. Wenn es gut läuft undweiter Bedarf besteht, wird das Programm verlängert. Die größten Hürden sind derzeit der Transfer und die Auszahlung der finanziellen Hilfen für den Kauf der Lebensmittel.
Die Angst, dass Afghanistan in das dunkle Zeitalter der ersten Machtübernahme der Taliban der Neunzigerjahre zurückfällt, war berechtigt. Warum es nicht ganz so gekommen ist? Das hat sicher viele politische Gründe, die es den Taliban nicht erlauben, die Neunzigerjahre zu wiederholen. Aber es gibt einen weiteren, besonderen Grund: 20 Jahre Schuldbildung ließen eine neue Generation heranwachsen, die sich nicht so leicht einem fundamentalistischen Diktat beugt.