Über den Dächern der Nürnberger Altstadt: Provinzial Joseph Marianus Kujur SJ (li.) und P. George Kerketta SJ (re.) aus Ranchi mit Bischof Sebastian Kallupura (2.v.li.) und Pater Sebastian Kanekattil SJ aus der Diözese Buxar.

 – Kirche in Indien

Starker Fels in stürmischer See

Zwei Delegationen aus Indien zu Gast bei der Jesuitenmission: Provinzial Joseph Marianus Kujur SJ aus Ranchi legte, in Begleitung von P. George Kerketta SJ, einen Zwischenstopp auf seiner Reise zur 36. Generalkongregation der Jesuiten in Rom ein. Bischof Sebastian Kallupura und Pater Sebastian Kanekattil SJ aus der Diözese Buxar besuchen derzeit verschiedene europäische Partner in Sachen Entwicklungszusammenarbeit. In Nürnberg berichteten sie von der Situation in ihrem Heimatland.

Die „zwei Blickwinkel“, aus denen Provinzial Kujur das christliche Leben in Indien betrachtet, könnten unterschiedlicher nicht sein. Eine „starke Kirche“ sieht sich mit politischen Rahmenbedingungen konfrontiert, die „nicht gut“ sind und sich in jüngster Zeit verschlechtern, wie der Jesuit darlegte. Ranchi ist die Hauptstadt des Bundesstaates Jharkhand im Nordosten Indiens. Knapp 117.000 der 2,9 Mio. Einwohner des Erzbistums sind Katholiken: Tendenz steigend. „25.000 Menschen gehören zur Gemeinde der St. Mary’s Cathedral“, erklärt P. Kujur SJ – „Acht- bis Zehntausend davon kommen zu den Sonntagsmessen.“ Beeindruckende Zahlen, die von einer wachsenden Attraktivität des Katholischen Glaubens zeugen.

„Es sind nicht die Menschen, die Probleme machen, sondern die Politik, die sie manipuliert“

Eine Erklärung liefert Bischof Kallupura, Bischof der Diözese Buxar in Bihar, dem nördlichen Nachbarstaat von Jharkhand: „Im hinduistischen Kastensystem müssen die,Outcasts‘, die Ausgestoßenen,,Unreinen‘ den Angehörigen höherer Kasten dienen, um nach einer angenommenen Reinkarnation,im nächsten Leben‘ selbst eine höhere Stufe im Kastensystem zu erreichen.“ Aus diesem Einbahnstraßensystem bietet der christliche Glaube mit seinem egalitären Menschenbild vor allem den Dalits und Adivasis, Nachfahren der indischen Ureinwohner, einen Ausweg. Sie rangieren meist am untersten Ende der sozialen Gefüges. Trotz der enormen Strahlkraft des christlichen Glaubens auf die Kastenlosen halten sich die Geistlichen aus Bihar zurück, was das Taufen angeht: „Keine Einzelpersonen“, erklärt Bischof Kallupura – „erst wenn sich eine ganze Dalit-Familie entscheidet, den katholischen Glauben anzunehmen, taufen wir alle Angehörigen."

Diese Entscheidung ist auch einem zunehmend schwierigen gesellschaftlichen Klima zuzuschreiben: „In Bihar wächst eine feindselige Stimmung gegenüber der christlichen Minderheit“, erklärt der Bischof. Provinzial Kujur ergänzt: „Unter Premierminister Narendra Modi von der hindu-nationalistischem Partei BJP werden von der Bundesregierung derzeit viele Gesetze erlassen, die die Entfaltung gesellschaftlicher Minderheiten einschränken.“ Als Beispiel nennt er den „Anti-Cow-Slaughter-Act“, eine umstrittene Regelung, die auch Christen und Muslimen Schlachten und Verzehr von Kühen untersagt, die Hindus heilig sind. Auch neue Bildungsrichtlinien, die dem Erlernen der historischen Sanskrit-Sprache Vorrang gegenüber Englisch-Unterricht einräumen, kritisiert er. Zudem wurden Stipendien für Angehörige indigener Stämme eingestellt. Aber, betont Pater Kujur SJ: „Es sind nicht die Menschen, die Probleme machen, sondern die Politik, die sie manipuliert.“

Derweil blüht das jesuitische Leben im Erzbistum Ranchi: „Wir zählen dort 374 Jesuiten“, berichtet der Provinzial – so viele, dass die Provinz immer mehr davon ins Ausland entsenden kann: Zwei von ihnen etwa haben jetzt Studienplätze an der jesuitischen Hochschule für Philosophie München, andere wirken, z.B. in Ägypten oder im südlichen Afrika, als Missionare.

  • Projekte der Jesuitenmission in Indien

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