– JWL: 10 Jahre Hochschulbildung an den Rändern

„Schaut nicht auf euch selbst herab!“

2010 ging das Gründungsteam von Jesuit Worldwide Learning (JWL) um Peter Balleis SJ, damals noch unter den Namen „Jesuit Commons: Higher Education at the Margins“ (JC:HEM), mit einem völlig neuem Bildungskonzept an den Start: Hochschulbildung für junge Menschen in Flüchtlingslagern und Krisenregionen weltweit, auf Basis von „Blended Mobile Learning“, einer Mischform von Präsenzunterricht und digitaler Medien, verwurzelt in der ignatianischen Pädagogik und getragen von der Zusammenarbeit mit renommierten Universitäten und Partnerorganisationen.

Was mit 1.000 Studienplätzen in Flüchtlingslagern in Kenia, Malawi, Jordanien, im Irak und in Afghanistan begann, hat sich zu einem globalen Bildungsnetzwerk entwickelt, an dem 2020 4.143 Studierende – 56 Prozent von ihnen sind weiblich – an 18 Standorten partizipieren konnten. Das Programm umfasst akademische Studiengänge – Betriebswissenschaften, Entwicklungsstudien, Pädagogik etc. –, berufsbildende Kurse und Angebote für Englisch-Unterricht mit entsprechenden Abschlüssen und Zertifikaten.

Weniger als ein Prozent aller Flüchtlinge haben Zugang zu Universitätsbildung: Vier JWL-Studierende und -Absolvent:innen aus dem Irak, aus Thailand, Afghanistan und Malawi berichten, wie Bildung ihr Leben verändert hat:

Wasser ist Leben

Rebaz (Nachhaltiges Wasser-Management, Irak):
„Neun Jahre Krieg in meinem Heimatland Syrien haben eine Menge Zerstörung hinterlassen, der Fokus auf Umweltschutz ist verloren gegangen. Mittlerweile gibt es Gebiete ohne zugängliches Trinkwasser, obwohl Syrien über große Wasservorkommen verfügt. Aus diesem Grund müssen wir uns die Wiederherstellung des ökologischen Gleichgewichts konzentrieren. Neben den theoretischen Aspekten habe ich im Studium auch viele praktische Dinge gelernt, etwa in den Bereichen Reduktion und Wiederverwertung, etwa die Bewässerung von Bäume mit Gebrauchtwasser.“

Rebaz stammt aus Syrien und lebt und studiert im Flüchtlingslager Domiz in der autonomen Region Kurdistan im Irak. In Partnerschaft mit dem Newman Institut aus Schweden bietet JWL dort eine Reihe von Kursen zum Thema nachhaltige Umwelt an.

Jobs schaffen – nachhaltig!

Oayporn (Ökotourismus-Programm, Thailand):
„Ich möchte gemeinsam mit den Menschen in meinem Dorf Ideen entwickeln, um unsere Gemeinde als nachhaltiges Tourismusziel zu etablieren. Das bringt neue Arbeitsplätze, bessere Einkommen und hilft zugleich, unsere traditionelle Kultur und die Umwelt zu bewahren und zu fördern. Viele junge Leute sind abgewandert und haben sich Jobs in den Städten gesucht. Sie können zurück­kehren, haben Arbeit, und können sich um ihre Eltern kümmern und ihre Gemeinschaft stärken.“

Oayporn möchte etwas tun, das anderen nützt, nicht nur sich selbst. Sie stammt aus Chiang Mai (Nordthailand) und gehört zur ethnischen Gruppe der Karen.

„Kämpft für eure Rechte. Gebt eure Bildung nicht auf!“

Nelly (Diplom-Absolventin in Liberal Studies, Malawi):
„Allen Teenager-Müttern und jungen Frauen, die ähnliche Dinge durchmachen mussten wie ich, sage ich: Gebt euch nicht die die Schuld für das, was euch passiert ist. Schaut nicht auf euch selbst herab. Nein: Ihr müsst euch zusammentun und für eure Rechte kämpfen, um allen jungen Frauen da draußen eine Stimme zu geben, sie zu berühren, zu ermutigen, zu inspirieren und zu erheben. Gebt eure Bildung nicht auf. Sie ist das Wichtigste!"

Nelly träumt schon lange davon, Sozialarbeiterin zu werden. Als 17-jährige überlebte sie sexuellen Missbrauch und gab den Traum nicht auf zu studieren. Ihr Abschluss ist einer der „Pfeiler ihres Lebens“, und hilft, ihrem kleinen Jungen ein besseres Leben zu ermöglichen. Nelly ist Gründerin von „Women’s Voice“, einer Organisation, die sich für die Bildung von Frauen und Mädchen einsetzt, sowie von „Action for Men und Women for Change“, einer landesweiten NGO für Frauenrechte und Gleichberechtigung.

Lernen. Und das Gelernte teilen

Ferishta (Koordinatorin und Tutorin im Community Learning Center, Afghanistan):
„Dieses Diplom-Programm hat mir ein großes Tor der Möglichkeiten geöffnet. Denn was ich lerne, kann ich mit anderen teilen. Auch als Standortkoordinatorin lerne ich jeden Tag neue Dinge, auch wenn ich unterrichte und so mein Englisch verbessern kann.“

Ferishta peilt derzeit einen Abschluss in Leadership an, der von der Creighton University (USA) vergeben wird. Ferishta hat mit Kommiliton:innen die Organisation New Horizon gegründet, um und JWL-Lernzentren in einigen der entlegensten abgelegenen Teile Afghanistans zu bringen. Neben zu ihrer Aufgabe als Koordinatorin des Lernzentrums in Khidir ist Ferishta Tutorin und Lernmoderatorin für mehrere Programme.

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