– Sambia

Eine Landwirtschaft für die Menschen

Nach seinem Abschluss in Agrarwissenschaften wurde der junge Jesuit Claus Recktenwald 2019 nach Sambia gesandt. Vor den Toren der Hauptstadt Lusaka hilft er im Kasisi Training Centre (KATC), die ökologisch-nachhaltige Land­wirt­schaft im Land zu voranzubringen. Jetzt zieht er eine erste Bilanz.

Ich bin jetzt fast vier Monate hier in Kasisi Mission und konnte mich schon einigermaßen einleben. Die Menschen hier sind zurück­haltend und nicht aufdringlich, aber sehr freundlich. Sie lieben farbenfrohe Kleider und singen unglaublich gerne. Alles ein Ausdruck ihrer Lebensfreude. Und das trotz vieler Schwierig­keiten, die zum großen Teil von außen kommen, aber die zum Teil auch selbstgemacht sind. Es fehlt oft am Nötigsten. Man geht davon aus, dass nach der katastrophalen Ernte im letzten Jahr vier bis sieben Millionen Sambier Limitierungen in der Ernährung haben. Von daher war das Warten auf den Regen in diesem Jahr besonders gespannt.

Daten sammeln für mehr Effizienz

Wir mussten allerdings bis Mitte November warten bis er endlich kam. Der Wandel der Natur in nur wenigen Tagen ist atemberaubend. Auch wenn wir hier in Kasisi nicht die Tiere haben, die wir allgemeinhin mit Afrika verbinden, ist die Natur auf den zweiten Blick unglaublich reich an Pflanzen und Insekten. Im Kasisi Agricultural Training Center (KATC) arbeite ich im Moment vor allem in der Viehhaltung mit. Wir versuchen dort vor allem unsere Datenerhebung zu verbessern, um daraus bessere Entscheidungen für die Produktion ableiten zu können. Wir versuchen, die Kühe weitestgehend mit Grasweidehaltung zu ernähren, um eine möglichst hohe Qualität zu erzielen. Aus der Milch wird Käse und Joghurt hergestellt.

Bildungsangebote für Kleinbauern und Hochschulen

Wir arbeiten auch daran die verschiedenen Bereiche von KATC zu restrukturieren. Der Forschungs- und Trainingsbereich soll mehr eigenständig von der eigentlichen Farm funktionieren. Während wir in der Ausbildung im Moment vor allem auf Kleinbauern und Regierungsbeamte setzen, hoffen wir mit einer wirtschaftlich funktionierenden Farm auch kommerzielle Bauern von ökologischer Land­wirt­schaft zu überzeugen. In der Ausbildung versuchen wir vermehrt auch mit Universitäten und Colleges zusammenzuarbeiten, um Programme für ökologische Land­wirt­schaft in die dortigen Lehrpläne einzubringen. KATC wird hier vor allem als Partner mit großer Erfahrung in praktischer Ausbildung geschätzt.

Umweltschutz zahlt sich aus

Als konkretes Projekt habe ich angefangen in Kasisi ein System zur Sammlung von Plastikmüll aufzubauen. Bisher wurde aller Abfall einfach in den Gärten verbrannt und vergraben. Nun sammeln wir das Plastik und bringen es in die Stadt zu Firmen, die Plastik recyclen. Ziel ist es im Verlauf des nächsten Jahres alle Institutionen und Haushalte hier in Kasisi einzubinden. Wenn man die verschiedenen Plastiksorten trennt kann man für einige sogar ein bisschen Geld bekommen und damit auch einen Anreiz schaffen das Plastik zu sammeln und als wertvollen Rohstoff zu sehen. Die Idee ist, mit einem Schredder und einer Presse die
getrennten Plastiksorten besser transportfähig zu machen. Im Moment suche ich nach den geeigneten Maschinen. Das Ganze würde neben dem positiven Effekt für die Umwelt auch etwas Arbeit schaffen.

Neues Saatgutgesetz bedroht Ernährungssicherung

Daneben sind in den ersten Monaten schon einige weitere Projektideen gewachsen. Wir planen unter anderem in KATC eine ökologische Saatgutproduktion aufzubauen, die sich vor allem auf die lokalen und auch traditionell angebauten Pflanzen (die zum Teil in Gefahr sind, in Vergessenheit zu geraten) konzentrieren soll. Neben dem Effekt für die Biodiversität soll damit auch in Zukunft den Bauern der Zugang zu freiem Saatgut ermöglicht werden, dass sie selbst weitervermehren und auch untereinander teilen oder verkaufen dürfen. Diese Dinge sind durch eine neue Saatgutgesetzgebung, die von Großunternehmen und der internationalen Politik eingefordert wird, in Gefahr. Die Systeme der Kleinbauern hängen aber in ihrer Wirtschaftlichkeit und ihrem Risikomanagement davon ab. Es ist letztlich ein Beitrag zur Ernährungssicherung.

Ich denke aber auch an Projekte, um die Stoffkreisläufe hier in Kasisi nachhaltig zu gestalten. Zum Beispiel, wie unsere Energieversorgung durch Solarenergie sicherer gemacht werden kann (wir kämpfen sehr stark mit Stromausfällen). Oder auch, wie der Inhalt der Toilettengruben zur Biogaserzeugung und dann in der Düngung von Plantagen für die Holzproduktion eingesetzt werden könnte.

Ich danke Euch ganz herzlich für die Unter­stützung, die ihr mir und uns in Kasisi durch Rat und Tat, durch gute Worte und Gebet in diesen Monaten habt zukommen lassen. Dafür ein herzliches Vergelt’s Gott. ich wünsche Euch/Ihnen und Euren/Ihren Fami­lien Gottes Segen für ein gutes Jahr ZwanzigZwanzig.

Euer/Ihr Claus Recktenwald SJ


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