Es liegt an jeder Einzelnen, gleich welcher Herkunft, die Gesellschaft zu verändern.

 – Projektreise Indien

Die starken Frauen von Ashankur

Am 8. März ist Weltfrauentag: Wie Frauen die Welt verändern können, zeigt ein Trainingszentrum für Mädchen und Frauen im indischen Bundesstaat Maharashtra. Bildung und Selbstermächtigung bringen soziale und konfessionelle Mauern zu Fall und ebnen den Weg für ein solidarisches Miteinander

Aus der bittersüßen Amla-Frucht machen sie Sirup und Bonbons. Bittersüß sind auch die Erfahrungen der meisten Mädchen und Frauen im Trainingszentrum in Ashankur: Mehrere Tausend Frauen aus über 20 Dörfern organisieren sich hier gemeinsam mit zwei Schwestern, Prisca und Irene, einer Hand voll Freiwilliger, darunter die deutsche Jesuit Volunteer Sabine, und einem Stab hauptamtlicher Pädagoginnen selbst. Einst marginalisiert und oftmals entrechtet, erfinden sie eine neue Gesellschaft und überwinden alte Gräben.

Samen der Hoffnung

Ob für Hindu-Frauen aller Kasten, Christinnen oder Muslimas: Das Leben in den staubigen Dörfern der strukturschwachen Region rund um Shrirampur, etwa 200 Kilometer östlich der Metropole Mumbai, ist hart; noch härter, wenn man kein Mann ist. „Ashanku“ bedeutet so viel wie Samen der Hoffnung. Hoffnungslos war die Lage vieler Frauen, ehe das Projekt 2003 an den Start ging: „Es gab wenig Möglichkeiten für Frauen, selbstständig zu leben“, erinnert sich Schwester Prisca: keine Bildungsangebote, keine Jobs außerhalb der Land­wirt­schaft, kein Wissen über die eigenen Rechte; dazu die Spannungen zwischen den Konfessionen und eine strenge, traditionelle Auslegung des Kasten-Wesens, das Frauen der Hindu-Mehrheit, aber auch Männer, sozial, ökonomisch und kulturell in jeweils ganz enge Schranken verwies.

„Natürlich bestehen diese Spannungen weiter“, sagt Schwester Prisca, „aber viel hat sich geändert.“ Auch durch die Produkte aus der Amla-Frucht, welche die Frauen im Projekt herstellen und vertreiben. Durch handgefertigten Schmuck, der immer größeren Absatz findet. Oder durch Fähigkeiten im Schneidern, Krankenpflegen und im IT-Bereich, die in den Klassen­zimmern vermittelt werden: „Es ist schon für viele Männer schwierig hier, selbst für die aus höheren Kasten“, sagt Prisca: „Durch die ständige Dürre werden Jobs auf den Farmen rar, eine weitere Folge ist Mangelernährung.“ Verstärkt wurde die Problematik durch einen Mangel an Bildung, und vor allem dadurch, dass sich die Menschen in der Vergangenheit nicht selbst organisiert hatten.

Die Männer denken um

Das ist jetzt anders. Neben den Unterrichtseinheiten für Mädchen, denen sich durch diese Art Berufsschule eine ganze Welt öffnet, ist der Wandel vor allem in den 150 Selbsthilfegruppen spürbar, die sich in Ashankur treffen: Muslimas sitzen neben Dalits, Christinnen neben Brahmaninnen. Konfessionelle Unterschiede werden völlig belanglos, wenn sich die Frauen zusammen mit den Sozialarbeiterinnen daran machen, ihre Probleme gemeinsam zu lösen – denn die gleichen sich, egal an welchen Gott die Frauen glauben. „Zuerst haben sich manche Frauen nicht mal getraut, ihren Namen zu sagen“, berichtet Sozialarbeiterin Reka Torat. Jetzt wird in den Gruppen ganz offen über Eheprobleme, Erziehungsfragen, Lebensentwürfe diskutiert: Empowerment für ein selbstbestimmtes und solidarisches Miteinander.

Und die Männer? „In den ersten Jahren waren viele skeptisch und ablehnend“, erinnert sich Prisca. Vor allem, wenn die Frauen nach den Treffen viel selbstbewusster zu ihren Fami­lien zurück­kehrten, mit eigenen Ideen und neu erworbenem Wissen: „Sobald sie aber erkannten, dass die gesamte Familie davon profitiert, ändert sich die Einstellung. „Jetzt haben sich in der Region bereits die ersten Selbsthilfegruppen für Männer gegründet“, berichtet Prisca. Nicht als Konkurrenz zu den neuen, starken Frauen von Ashankur, sondern „um die Einzelnen in der Gesellschaft weiter zusammenzubringen“, egal welcher Kaste und Religion sie angehören.

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