– Rumänien

„Casa de piatra“ – Häuser für Familien

Die „Casa de piatra“ – dt: „Haus aus Stein“ – ist ein Wohnprojekt mit 13 Häusern, die ELIJAH für bedürftige Fami­lien errichtet. Die Liste der Wartenden ist lang. Der Corona-Lockdown hatte viele Fami­lien in den Dörfern Siebenbürgens schnell in große Not gebracht – ELIJAH versorgt sie mit Lebensmittelpaketen, Seife, Kleidung und Masken. Der österreichische Jesuit Georg Sporschill SJ berichtet über Zusammenhalt in der Krise und feste Unterkünfte als Voraussetzung für intakte Fami­lien:

Die Not ist groß – die Träume auch

Was wollt ihr einmal werden? Die junge Bande, der ich diese Frage gestellt hatte, träumte von einer erfolgreichen Zukunft: Erzieher, Sängerin, Polizist, Ärztin. Dann war die achtjährige Stefania an der Reihe. „Prinzessin“, sagte sie strahlend und wunderte sich, dass alle lachten. Ich musste sie in den Arm nehmen. Sie ist das jüngste und neueste Mitglied in unserer ELIJAH-Gemeinschaft. Heimweh hat sie nicht, obwohl sie liebevolle Eltern und sechs Geschwister hat.

Stefania genießt in unserem Haus diese andere Welt, in der sie so viel Neues entdeckt. Jeden Tag geht sie in das Sozialzentrum und freut sich, dass sie die ersten Buchstaben lernt, damit sie im Herbst das erste Mal in die Schule gehen kann.

Ovidiu, ein Volontär, hat Stefania zu uns gebracht. Als im März aufgrund der Corona-Pandemie ein Ausgangsverbot eingeführt wurde, kamen viele Fami­lien schnell in große Not. Tagelöhner konnten keine Hilfsdienste mehr leisten, in den Hütten gab es keine Vorräte, sie hatten nichts mehr zu essen. Unsere Mitarbeiter brachten zu 150 Fami­lien Lebensmittelpakete mit dem Notwendigsten, auch Seife, Kleidung und selbstgenähte Masken. Mit Ovidiu habe ich die Familie von Stefania in Marpod, einem Nachbardorf, besucht.

Alltag in Armut

Florin, der Vater, hat am Dorfrand die Einzimmerhütte gebaut. Mühsam hat er das Baumaterial zusammengetragen, Reste, Abfall, alte Planen. Oft zieht er durch die Gegend mit einem kleinen Karren und ruft: „Fiar vechi luaaaam!“ – ich nehme Alteisen. Dafür bekommt er bei der Sammelstelle ein paar Lei. Manchmal sind Blechstücke dabei, mit denen er das Dach flickt.

Trotzdem schwimmt alles im Haus, wenn es regnet. Innen sind die Wände mit einem knalligen Rot angestrichen. Auf zwei alten Liegen schlafen Eltern und Kinder, neun Personen. Sonst gibt es nicht viel, einen Besen, einen Berg Kleider. Draußen hängt an zwei Leinen die Wäsche.

Doch trotz der Armut sind die Kinder gepflegt und sauber. Die Mama umsorgt sie mit großer Liebe. Und Sorge, wie es weitergehen soll. Es ist alles zu eng, und jetzt erwartet sie noch Zwillinge. Sie fragt nach Stefania und ist dankbar, dass wenigstens ein Kind in die Schule gehen wird.

Ein Haus mit festen Mauern

Der Vater will mit mir reden. Zu diesem wichtigen Gespräch setzt er seine Brille auf. Ich staune, wie groß sie ist. Er lacht. Hier müssen wir mit unserer Truppe ein Haus bauen. Mit diesem Versprechen gehen wir hinaus auf die Straße. Die Eltern rufen uns Dank und Segenssprüche und Grüße an Stefania nach. Zuhause feiern wir am Abend die Messe. Stefania sitzt neben mir. Als ich vom Besuch in Marpod und bei ihrer Familie erzähle, umarmt sie mich vor Freude.

Wir werden alles tun, um noch vor dem Winter ihrer Familie ein Haus mit festen Mauern zu errichten. Damit alle gesund bleiben und die neugeborenen Zwillinge ein warmes Zuhause bekommen.

Unsere größte Aufgabe: die Fami­lien zu beschützen

Neben Sozialzentren, Musikschule und Lehrwerkstätten ist es unsere größte Aufgabe, die Fami­lien zu beschützen. Es beginnt mit Häusern, sonst können die Kinder nicht in die Schule gehen. Im Frühjahr haben wir das Programm „Casa de piatra“ gestartet. Dazu brauchen wir die Hilfe des Bürgermeisters, er stellt den Baugrund zur Verfügung. Derzeit bauen wir dreizehn Häuser für bedürftige Fami­lien. Die Liste der Wartenden ist lang. Bedingung ist, dass die Väter arbeiten und die Kinder zur Schule gehen.

„Casa de piatra“, ein Haus aus Stein: Das ist der Wunsch, den man in Rumänien einem Paar zur Hochzeit mitgibt. Er bedeutet Zusammenhalt in der Familie und eine feste Unterkunft. Stefania, die wir in unsere Gemeinschaft aufgenommen haben, hat den Anfang gemacht. Sie lernt, sie wird ihre Geschwister mitziehen. Vielleicht wird sie Prinzessin werden. Bei uns ist sie es schon heute.

P. Georg Sporschill SJ

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