Indien: Auf einmal staatenlos

1,9 Millionen Menschen in Assam droht der Entzug der Staats­bürgerschaft, viele von ihnen sind Angehörige indigener Gemeinschaften. Die jesuitische Menschen­rechtsorganisation „Legal Cell for Human Rights“ (LCHR) kämpft für ihre Rechte.

Indien: LCHR Assam

Ort:
Assam, Indien

Partner:
Owen Chourappa SJ, Direktor der „Legal Cell for Human Rights“ (LCHR)

Zielgruppe:

Fast 1,9 Millionen Menschen droht der Ausschluss aus dem National Register of Citizens (NRC), obwohl sie und ihre Fami­lien seit Jahrzehnten bzw. Jahrhunderten in der Region leben. Die sozialen und politischen Auswirkungen sind enorm.

So hilft Ihre Spende:

  • Die LCHR hat bis jetzt in 5.300 Gerichtsverhandlungen 1.700 Personen unterstützt, die eine Vorladung erhalten haben oder zu „Ausländern“ erklärt wurden.
  • Die LCHR unterstützt außerdem Überlebende von sexueller Gewalt,
  • hilft Waisenkindern bei der Bewerbung um staatliche Förderprogramme
  • und setzt sich für die Rettung von Opfern von Menschenhandel, Kinderarbeit und Kinderehen ein.

Minderheiten im Fadenkreuz

Assam blickt auf eine lange und bewegte Geschichte zuruck, geprägt von Jahrhunderten der Ahom-Dynastie, der britischen Kolonialherrschaft und zahlreichen Einwanderungswellen. Die ethnische Vielfalt der Region spiegelt diese historische Dynamik wider, bringt jedoch auch Herausforderungen mit sich.

Die Erhebung des Nationalen Bürgerregisters (NRC) von 2019, das den rechtlichen Status aller Einwohnerinnen und Einwohner erfasst, hat die Spannungen massiv verschärft und bedroht vor allem Angehörige bestimmter ethnischen Gruppen. Jede Person muss bestimmte Dokumente vorlegen – darunter Geburtsurkunden, Grundbesitzdokumente oder frühere Einträge in Wählerlisten. Doch selbst jene, die diese Nachweise erbringen können, finden sich oft nicht auf der Liste wieder.

„Staatenlos“ und ohne Rechte

Diejenigen, die aus dem NRC ausgeschlossen wurden, sind in großen Schwierig­keiten. Sie haben das Recht, ihren Fall vor sogenannten „Foreigners‘ Tribunals“ zu verteidigen, doch das ist kompliziert, langwierig und teuer. Viele der Betroffenen gehören zu marginalisierten und ökonomisch schwachen Bevölkerungsgruppen, die keine Mittel haben, um gegen ihre Ausgrenzung vorzugehen.

Besonders schwierig ist die Situation für Analphabeten, Tagelöhnerfamilien und Gemeinschaften, die in abgelegenen Regionen leben und von den jährlichen Überschwemmungen betroffen sind. Sie verlieren häufig ihre Papiere. Die Ausgeschlossenen sind Angehörige verschiedener ethnischer Gruppen, darunter auch indigener Völker, die seit Generationen in Assam leben.

Ausgegrenzt und unsichtbar

Für die Betroffenen bedeutet der Ausschluss aus dem NRC nicht nur die Gefahr, als „Staatenlose“ dazustehen. Es geht auch um den Verlust grundlegender Rechte und Ansprüche: den Zugang zu Bildung, medizinischen und sozialen Dienstleistungen. Ohne Papiere droht ihnen die soziale und rechtliche Unsichtbarkeit. Die Angst vor Verfolgung und Diskriminierung, insbesondere bei Minderheiten, ist allgegenwärtig.

900 Erfolgsgeschichten

Die LCHR spielt eine zentrale Rolle bei der Unter­stützung dieser Menschen. Seit Beginn des NRC-Prozesses hilft das Team Betroffenen, vor den Gerichten ihre Staats­bürgerschaft zu verteidigen. Dies geschieht oft unter extrem schwierigen Bedingungen, vor allem wenn die notwendigen Papiere nicht vorliegen.

Trotzdem ist es der LCHR gelungen, in über 900 Fällen günstige Urteile zu erzielen. Ein Großteil der Unter­stützung wird pro bono – kostenlos – geleistet, insbesondere für die ärmsten und verwundbarsten Menschen, wie ältere Menschen, Witwen und Kinder.

„Barfüßige Anwälte“ an der Basis

Mit Hilfe internationaler Partnerorganisationen und engagierter Anwältinnen und Anwälte konnte die LCHR nicht nur Tausenden von Menschen juristische Hilfe gewähren, sondern auch viele weitere Tausende über ihre Rechte aufklären: In den ländlichen Gebieten des indischen Nordostens hat das Team in Tausenden Dörfern Workshops, Schulungen und Aufklärungskampagnen durchgeführt, um das Bewusstsein zu schärfen und den Menschen das Wissen und die Mittel an die Hand zu geben, sich in rechtlichen Angelegenheiten zu behaupten.

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