Argentinien: Migration und Solidarität

Inmitten einer tiefen sozialen und wirtschaftlichen Krise bleibt Argentinien dennoch ein Anziehungspunkt für Migrant:innen und Geflüchtete. Der Servicio Jesuita a Migrantes (SJM) spielt eine entscheidende Rolle, um die Würde und Rechte dieser Menschen zu schützen. Mit verschiedenen Projekten zur Integration und Unter­stützung schafft der SJM neue Perspektiven, in einer Zeit, in der Vorurteile und wirtschaftliche Unsicherheit zunehmen.

Latein­amerika: X70100

Ort:
Córdoba und Buenos Aires, Argentinien

Partner:
Julio Villavicencio SJ, Direktor des Servicio Jesuita a Migrantes (SJM) in Argentinien und Uruguay

Zielgruppe:

Argentinien hat eine lange Tradition der Einwanderung, doch die Haltung gegenüber Migrant:innen und Geflüchteten hat sich in den letzten Jahren verschärft. Diskriminierung und administrative Hürden erschweren Menschen den Zugang zu ihren Rechten und einem Leben in Sicherheit. Angesichts dieser Herausforderungen benötigen Migrant:innen und Geflüchtete dringend Unter­stützung, um sich im Land zu integrieren zu können. 

So hilft Ihre Spende:

  • Grundversorgung und rechtliche Unter­stützung gewährleisten, dass Rechte auch im Kontext verschärfter Migrationspolitik gewahrt bleiben.
  • Ausbildungsprogramme in handwerklichen Berufen sowie Schulungen in „Soft Skills“ erleichtern den Zugang zum Arbeitsmarkt. Mikrokredite zur Unternehmensgründung stärken Kleinstunternehmer:innen und sichern wirtschaftliche Un­ab­hängig­keit zusätzlich.
  • Spezielle Programme schaffen sichere Bildungsräume für Kinder und verbessern ihre Zukunftschancen.
  • Sprachkurse erleichtern den Einstieg in die Gesellschaft und fördern den gemeinsamen Einsatz gegen Diskriminierung.

Krise, Armut und die Suche nach Hoffnung

In den letzten Jahren hat sich die soziale und wirtschaftliche Situation in Argentinien drastisch verschlechtert. Laut einer Untersuchung der Katholischen Universität von Argentinien (UCA) lebten im Januar 2024 über 57 Prozent der Bevölkerung in Armut – das entspricht etwa 27 Millionen Menschen. Besonders betroffen sind dabei Kinder und Jugendliche. Die rigiden Sparmaßnahmen des amtierenden Präsidenten Javier Milei haben diese Entwicklung weiter verschärft und viele Menschen in prekäre Lebenssituationen gedrängt. Trotz dieser schwierigen Rahmenbedingungen suchen viele weiterhin in Argentinien nach einer besseren Zukunft. Das Land hat eine lange Tradition als Migrationsziel.

Hürden im Fortschritt: Einwanderungsgesetz stößt an Grenzen

Das argentinische Einwanderungsgesetz von 2004, bekannt als „Ley de Migraciones“, wurde damals unter Präsident Néstor Kirchner verabschiedet und gilt als eines der fortschrittlichsten Migrationsgesetze Latein­amerikas. Es garantiert weitgehende Rechte wie den Zugang zu Bildung, Gesund­heits­ver­sorgung und soziale Sicherheit, unabhängig vom Aufenthaltsstatus.

Trotz dieser fortschrittlichen Regelungen bleibt die Umsetzung oft problematisch. Diskriminierung und administrative Hürden erschweren Menschen den Zugang zu diesen Rechten. Auch im Jahr 2024 ist das Gesetz noch für die Migrationspolitik des Landes relevant, doch die Diskussionen über Reformen halten an. Vor allem der aktuelle Präsident Javier Milei bleibt für seine strenge Haltung zur Migration bekannt. Er hat mehrfach betont, die Einwanderung drastisch reduzieren zu wollen, da er sie als wirtschaftliche Belastung für das Land ansieht. 

Mileis Ansatz ruft sowohl Zustimmung als auch Kritik in der Bevölkerung hervor. Diskriminierung und Fremdenfeindlichkeit spielen dabei eine große Rolle, vor allem für Menschen aus Venezuela, von denen über 220.000 im Land leben. Zwischen 2018 und 2022 stellten sie 60 Prozent der Asylanträge. Nicolás Maduro, der venezolanische Präsident, trägt zur Lage bei, da aufgrund der katastrophalen menschenrechtlichen und wirtschaftlichen Situation in Venezuela, viele gezwungen sind, das Land zu verlassen.

Servicio Jesuita a Migrantes (SJM): Schutz, Existenzsicherung und Integration

In dieser besonders herausfordernden Situation spielt der Servicio Jesuita a Migrantes (SJM) eine zentrale Rolle. Seit seiner Gründung im Jahr 2002 unterstützt die jesuitische Organisation Migrant:innen und Geflüchtete in prekären Lebenssituationen im argentinischen Córdoba und Buenos Aires sowie in Montevideo, Uruguay. Die Mission des SJM besteht darin, die Würde und Rechte von Migrant:innen sowie Geflüchteten zu schützen. Die jesuitische Organisation reagiert auf die Bedürfnisse von Menschen, die sowohl aus den benachbarten Ländern als auch aus weniger traditionellen Herkunftsländern wie Russland, Syrien oder auch Ghana, wo politische und wirtschaftliche Unsicherheiten Menschen zur Migration zwingen.

Die Arbeit des SJM gliedert sich in mehrere zentrale Bereiche: Der Sozialbereich umfasst humanitäre Hilfe, Migrationsberatung und psychosoziale Unter­stützung. Der Bereich Lebensunterhalt setzt auf lokale Integrationsstrategien durch sozioproduktive Maßnahmen und sozialwirtschaftliche Projekte. Im Bildungsbereich liegt der Fokus auf der Unter­stützung migrierter Kinder und der Sensibilisierung von Bildungseinrichtungen für Migrationsthemen.

Hoffnung und Perspektiven, vor allem für Frauen und Kinder

Seit 2019 wird der SJM unter der Leitung von Pater Julio Villavicencio SJ, geführt. Während eines Besuchs in Wien beschreibt der Leiter des SJM in Argentinien und Uruguay, die Vielzahl der Integrationsprojekte, die an den verschiedenen Standorten angeboten werden. Ein hervorstechendes Projekt, mitfinanziert von jesuitenweltweit, konzentriert sich auf die wirtschaftliche Existenzsicherung von Migrant:innen, wobei Mikrokredite und Schulungen des SJM eine entscheidende Rolle spielen. Ein anderes wichtiges Projekt, ebenfalls von jesuitenweltweit unterstützt, legt den Fokus auf Bildungsförderung und den Schutz besonders vulnerabler Gruppen, darunter Geflüchtete aus Russland und Syrien. Zudem werden gezielt Menschen unterstützt, die sich, wie in Venezuela oder Paraguay und Bolivien, in Zwangsmigrationssituationen befinden und in Argentinien nach besseren Lebensbedingungen suchen.

Die verschlechterten sozialen Bedingungen für Frauen in den lateinamerikanischen Nachbarländern treiben die Migration ebenfalls voran. Pater Julio erklärt, dass der SJM den spezifischen Bedürfnissen von Frauen gerecht werden will: „Für Frauen bieten wir einmal im Monat einen Woman Circle an, um über ihre Probleme und Gefühle im Zusammenhang mit Migration zu sprechen. Oft reicht es, wenn man beim Sprechen die Herkunft heraushört, und schon werden sie diskriminiert.“ Besonders wichtig ist ihm, dass die Kinder nicht an den Treffen teilnehmen, damit die Frauen offen über Gewalterfahrungen oder Diskriminierung sprechen können.

Trotz der schwierigen Rahmenbedingungen bietet die Organisation zahlreichen Menschen, die auf der Suche nach einem sicheren Leben sind, Hoffnung und Perspektiven.

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