Pater Vitus mit dem Grundriss auf der Baustelle.

 – Tansania

„Christus lebt in den Herzen der Menschen von Afrika“

Als Pater Vitus Sedlmaier vor acht Jahren ankam, gab es im Erzbistum Dar es Salaam 48 Gemeinden, heute sind es 105: Die Kirche in Tansania wächst und ist höchst lebendig. Warum der Kirchenneubau in Luhanga so wichtig ist, verrät der Jesuit aus Bayerisch-Schwaben in einem Interview

Warum braucht es eine neue Kirche in Luhanga?
Pater Vitus Sedlmaier: Wir hatten am Ort des jetzigen Neubaus eine Kirche, die viel zu klein für die
Gläubigen wurde. Sie war außerdem auf sehr einfache Weise gebaut, mit Sperrholzplatten als Wänden, nicht sehr stabil. Es war mehr eine Notbehelfskirche.

Das Gotteshaus soll nach einem Jesuiten benannt werden. Wie kam das?
Da wir Jesuiten die Pfarrei leiten, entstand die Idee, einen jesuitischen Heiligen als Namenspatron zu wählen. Peter Faber war einer der ersten Gefährten von Ignatius und der erste Jesuit, der nach Deutschland ging. Er ist wegen seiner Theologie und seiner Spiritualität sehr bekannt. Wir sind sehr froh und sehr stolz auf diesen Heiligen.

„Das katholische Leben blüht“

Wie wird die Kirche aussehen?
Wir werden innen Platz für rund 800 Gläubige haben. Am Eingangsbereich ist ein Turm vorgesehen – ich hoffe, dass wir auch eine Glocke bekommen, um die Menschen zum Gebet zu rufen. An der Rückseite entsteht ein Haus mit Sakristei, verschiedenen Büros und Veranstaltungsräumen. Im dritten Stock dann Zimmer für zwei Geistliche und einen Besucher – denn es besteht die Möglichkeit, dass Sankt Peter Faber in Zukunft eine eigene Pfarrei wird. Das katholische Leben blüht in Dar es Salaam. Man kann sagen: Jesus Christus lebt in den Herzen der Menschen von Afrika.

Wie kommen Ihre Gemeindemitglieder im Alltag über die Runden?
Die normalen Gläubigen sind arm, haben oft keine Arbeit. Wegen der Dichte in der Stadt ist es nicht möglich, Land­wirt­schaft zu betreiben. Wenn die Leute Arbeit haben, etwa als Lehrer, Arzt oder Krankenschwester, haben sie ein gutes Gehalt. Andere versuchen, sich als Gelegenheitsarbeiter durchzuschlagen. Aber in Afrika gibt es die Großfamilie – wenn jemand gut verdient, sorgt er für die ganze Familie. In Deutschland haben wir viele Versicherungen. Die Versicherung in Afrika ist die Solidarität innerhalb der Familie oder des Stammes.

Auf welchen Wegen sind Sie selbst nach Tansania gekommen?
Ich stamme aus Rain am Lech im bayerischen Schwaben und bin 1977 als Zwanzigjähriger bei den Jesuiten eingetreten. Nach der Priesterweihe 1987 arbeitete ich als Kaplan in Hof, wo ich die Grenzöffnung miterlebte, sowie in Nürnberg. Weitere Stationen waren Santiago de Chile sowie Sambia, wo ich im größten Flüchtlingslager des Landes im pastoralen und sozialen Bereich tätig war. Dann folgten vier Jahre in einem Flüchtlingslager für Südsudanesen in Uganda, ich begleitete die Menschen anschließend zurück in ihre Heimat und war zwei Jahre in der Stadt Wau im Südsudan. Seit Ende 2008 arbeite ich in Dar es Salaam.

Was prägt heute Ihre Arbeit als Missionar?
Zunächst die Liturgie, die wir als Familie Gottes feiern, die Verkündigung in Wort und Tat – in der Predigt, aber auch im aktiven Zeugnis im Alltag. Dann ist es der soziale Dienst. Ich besuche immer wieder die Kranken unserer Pfarrei; wir haben eine eigene Gruppe, die sich um die Armen und Kranken kümmert, ihnen mit Essen und Kleidung hilft. Einmal im Jahr haben wir eine Messe nur für die Kranken. Das Wichtigste bei allem ist, in der Verbundenheit mit Jesus Christus zu leben. Wenn man die Armut und die vielen sozialen Probleme sieht, begreift man, dass wir die Hilfe Gottes brauchen.

„Afrika ist kein Fass ohne Boden“

Der erste Schritt beim Kirchbau ist vollendet. Wie geht es nun weiter?
Den ersten Schritt, das Fundament, haben vor allem unsere Gläubigen in der Pfarrei bezahlt – Geld, das wir über Jahre hindurch gesammelt haben. Das zeigt: Afrika ist nicht ein Fass ohne Boden. Wenn wir jetzt den zweiten Schritt beginnen, ist es schon schwierig. Denn wir haben keine finanziellen Vorräte mehr. Da brauchen wir Hilfe. Allerdings wird auch die Gemeinde weiter zur Finanzierung der Kirche beitragen. So haben wir jedes Jahr eine Großkollekte, und im September wollen wir bekannte Persönlichkeiten zu einer Benefizveranstaltung einladen. Das heißt, wir lehnen uns jetzt nicht zurück und warten nicht nur auf die Hilfe anderer, sondern sind weiter aktiv.

Ist dieser Kirchbau in Dar es Salaam eine Art Lebensprojekt, ein Meilenstein auch für Sie persönlich?
Ja, das würde ich sagen. Wobei es für mich interessant ist: In meiner Zeit im Flüchtlingslager in Sambia haben wir etwa 20 Kirchen gebaut. Eine Kirche hat rund 50 Dollar gekostet, weil wir alles mit einfachsten Materialien gemacht haben. Hier in Luhanga habe ich gemerkt, dass es Probleme gibt, Grundbuchfragen, Baugenehmigungen. Und ich erkannte: All diese Projekte liegen nicht in meiner Hand. Gott ist es, der sie zu Ende führt. Das war auch eine spirituelle Erfahrung. Für mich wäre es eine große Freude, wenn ich im fortgeschrittenen Alter diesen Kirchbau noch abschließen könnte.

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