Im Andenken an P. Reinhold Kiess SJ, der als deutscher Missionar in Indien sein Leben der psychologisch-geistlichen Begleitung seiner Mitmenschen und dem Berufungspastoral widmete.
Reinhold Kiess war der erste deutsche Missionar, der 1966 zusammen mit Matthias Altrichter nach Goa kam. Beide befanden sich noch in der Ausbildung als Jesuiten. In der Zeit, da ausländische Missionare kein Einreisevisum nach Indien erhielten, machte man für die beiden insofern eine Ausnahme, als man annahm, sie sollten die portugiesischen Missionare ersetzen, die nach der Befreiung Goas 1961 in ihre Heimat zurückgekehrt waren.
Reinhold Kiess, am 28. November 1939 in Oberdorf bei Immenstadt geboren, trat 1959 in den Jesuitenorden ein. Nach dem Noviziat, dem Philosophiestudium und einem pädagogischen Praktikum in Deutschland ging er 1966 nach Goa, setzte in Margao und Mapusa sein Praktikum fort und wurde schon nach wenigen Monaten zum Studium der Theologie nach Pune geschickt. Dort erhielt er im März 1969 die Priesterweihe. Zwischen Theologiestudium und Terziat studierte er an der Loyola Universität in Chicago Psychologische Beratung mit dem Master als Abschluss.
Psychologisch-geistliche Beratung war auch der Dienst, den er in den folgenden Jahren ausübte, zunächst am St. Vincent‘s Gymnasium in Pune (1982-86) und an der High School in Margao (1986-90). Dort war er auch jeweils der Obere der Kommunität. Nach einem Jahr Unterbrechung, in dem er Konkani, die Volkssprache in Goa, lernte, wurde er zum Verantwortlichen der Berufungspastoral in Panjim (1991-95) und zum Sozius des Novizenmeisters (1995-2000) ernannt. Nach einem Intermezzo als Spiritual im Päpstlichen Priesterseminar in Pune (2000-2004) kehrte er ins Noviziatsteam nach Belgaum zurück.
Pater Kiess nahm alle Aufgaben, die man ihm anvertraute, sehr ernst und erfüllte sie systematisch und mit großer Ausdauer. Er hatte viele Ideen, die nicht alle gleichzeitig umgesetzt werden konnten. Sein Vorschlag an den Generaloberen des Ordens, P. Kolvenbach, in den neunziger Jahren ein internationales Institut für kirchliche Führungskräfte zu errichten, erhielt eine wohlwollende Antwort. Die Arbeit, die ihn am meisten befriedigte, war die Berufungspastoral. Sie erlaubte ihm, mögliche Kandidaten für den Orden in den Schulen und Gemeinden zu treffen und sie zuhause zu besuchen.
Um das Jahr 2006 beobachtete er an sich Symptome, wie einen schlürfenden Gang und Zittern in den Händen, die seiner Meinung nach für eine Parkinsonerkrankung sprachen. Er bekam Anfälle von Depression, konnte aber – hart wie er mit sich selber war – die ihm übertragenen Aufgaben im Noviziat bis zum Ende erfüllen. „Sein Geist war willig, aber sein Fleisch war schwach“ (Mt 26,42). Am 24. Juni 2015, am Fest der Geburt Johannes des Täufers, ging sein irdisches Leben zu Ende.
Gregory Naik, Goa
(aus dem Englischen von P. Ludwig Wiedemann SJ)
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